Laryngorhinootologie 2004; 83 - 23_18
DOI: 10.1055/s-2004-823711

Schlaflabordiagnostik: Ist die zweite Untersuchungsnacht zur sicheren Abklärung schlafbezogener Atemstörungen tatsächlich immer erforderlich?

B Roth 1, O Niclas 2, T Grundmann 1, A Lausen 1
  • 1Univ. HNO-Klinik
  • 2Bundeswehrkrankenhaus, HNO-Klinik

Zur sicheren Diagnosestellung wird die polysomnographische Untersuchung an zwei aufeinanderfolgenden Nächten gefordert. So sollen Störungen des Schlafs aufgrund der ungewohnten Umgebung und der angelegten Meßinstrumente (sogenannter „First-Night-Effect“) durch Adaptation reduziert werden. Vor dem Hintergrund zunehmenden Kostendrucks und um Patienten mit auffälligen Befunden bereits in der zweiten Nacht einer Therapie zuzuführen, wird die zweite Untersuchungsnacht zunehmend in Frage gestellt. Methode: Bei 100 Patienten wurden jeweils Respiratory Disturbance Index (RDI) und Sauerstoff-(O2-)entsättigungen von zwei aufeinanderfolgenden Polysomnographie-Nächten miteinander verglichen. Die statistische Analyse erfolgte mit dem Chi-Quadrat-Test. Ergebnisse: Bei einem RDI von unter 6 und zugleich weniger als 11 O2-Entsättigungen unter 90% in der ersten Nacht fanden sich auch in der zweiten Nacht keine Hinweise auf schlafbezogene Atmungsstörungen. In 18% aller Fälle mit pathologischem RDI bzw. erheblichen O2-Entsättigungen der ersten Nacht waren in der zweiten Nacht deutlich geringere pathologische Werte festzustellen; bei 12% hatte dies Auswirkungen auf die Therapiempfehlung (alle mit RDI von weniger als 38 in der ersten Nacht). Conclusio: Eine zweite Polysomnographie-Nacht zur Abklärung schlafbezogener Atmungsstörungen ist zu empfehlen: 1. Wenn in der ersten Nacht der RDI über 6 liegt oder mehr als 10 O2-Entsättigungen unter 90% auftreten (um falsch negative Befunde zu vermeiden). 2. Wenn der RDI mehr als 10 aber weniger als 40 beträgt (zur adäquaten Therapieindikation).