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DOI: 10.1055/s-2004-823694
Schlaf in der Achterbahn
Aus der Historie ist bekannt, dass längerer Schlafentzug nicht mit dem Leben vereinbar ist. Schon die alten Römer setzten den Schlafentzug als Foltermittel ein und im Mittelalter wendete man ihn zur Erzwingung von Geständnissen an. Wie verhält sich nun der menschliche Organismus in Extremsituationen, in denen man erwartungsgemäß nicht schlafen kann? In diesem Zusammenhang untersuchten wir das Schlafverhalten von Richard Rodriguez, der insgesamt 49 Tage und Nächte in einer Achterbahn gefahren ist, mehrmals. Wir leiteten dazu ein EEG zur Schlafstadienbestimmung und ein EKG sowie eine Pulsoxymetrie während einer Fahrt in der Achterbahn am 31-stenTage, in der ersten Nacht nach Ausstieg und eine Woche nach dem Ende der Dauerfahrt ab. Fahrend schlief er insgesamt knapp 5 Stunden mit Unterbrechungen. Der Tiefschlafanteil lag bei 6% und der Traum- (REM) schlafanteil bei 12%. In der ersten Nacht nach der Dauerfahrt hatte er mit 33% Traumschlaf (REM-Schlaf) einen ungewöhnlich hohen REM-Schlafanteil. In der letzten Schlafaufzeichnung eine Woche nach der Marathonfahrt, hatten sich die verschiedenen Schlafstadien wieder normalisiert. Zudem kam es während der Fahrt zu einer messbaren Sympathikusaktivierung. Unserer Messungen zeigen, dass Menschen in Extremsituationen schlafen können, vorausgesetzt sie haben ausreichend Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Dennoch ergeben sich erhebliche Veränderungen in der Schlafarchitektur, die sich auch auf das vegetative Nervensystem auswirken.