Laryngorhinootologie 2004; 83 - 17_22
DOI: 10.1055/s-2004-823558

Die Botryomykose als seltene Differenzialdiagnose zu oropharyngealen Neoplasien

F Ruberg 1, H Obbarius 1, J Wurm 1, H Iro 1
  • 1Univ. HNO-Klinik

Die Botryomykose ist eine granulomatöse Pseudomykose als Reaktion auf eine gering virulente, bakterielle Inokulation. Diese seltene Erkrankung manifestiert sich üblicherweise viszeral oder kutan. Es existieren nur vereinzelte Berichte in der Literatur über eine Lokalisation im HNO-Bereich. Aus diesem Grund soll diese Entität anhand der Kasuistik eines 63-jährigen Landwirtes diskutiert werden, welcher aufgrund einer seit 3 Monaten bestehenden und seit 2 Wochen rapide progredienten, indolenten Dysphagie und Dyspnoe zur Abklärung einer oropharyngealen Neoplasie überwiesen wurde. Inspektorisch und ultrasonographisch zeigte sich eine im Durchmesser etwa 5 cm große Raumforderung der rechten Tonsillenloge mit Übergang auf das Velum und die laterale Pharynxwand. Die Blutparameter und die HIV- bzw. Tbc-Diagnostik waren unauffällig. Der Tumor wurde enoral reseziert. Histologisch entsprach der Prozeß einer granulomatösen Entzündung mit einem Splendore-Hoeppli-Phänomen, sowie Mikroabszessen. Mikrobiologisch konnte aus dem Gewebe normale Rachenflora mit Staphylococcus aureus isoliert werden. In den klinischen und ultrasonographischen Nachkontrollen über 9 Monate war der Patient rezidiv- und beschwerdefrei. Aufgrund des destruktiven Wachstums sollte die Botryomykose als eine Differenzialdiagnose zu Neoplasien im HNO-Gebiet Beachtung finden.