Laryngorhinootologie 2004; 83 - 13_3
DOI: 10.1055/s-2004-823461

Melatonin als Alternative zur Sedierung bei Durchführung einer Hirnstammaudiometrie

CM Schmidt 1, JE Bohlender 1, A Knief 1, AG Dinnesen 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

Die Hirnstammaudiometrie, eine der wichtigsten pädaudiologischen Untersuchungen, gelingt insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern oft nur in Sedierung oder Vollnarkose. In der Kinderneurologie wird schon seit einigen Jahren Melatonin zur Schlafinduktion vor EEG- Untersuchungen eingesetzt. Melatonin als Hormon, das den Schlaf- Wach- Rhytmus reguliert, induziert einen natürlichen Schlaf ohne die Risiken einer Sedation. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Wir haben bei 95 Kindern von Februar bis November 2003 BERA- Untersuchungen im Schlaf bei vorheriger Melatoningabe durchgeführt. Kinder unter 1 Jahr erhielten 5mg, Kinder bis 6 Jahre 10mg und ältere 20mg Melatonin, welches in Tee aufgelöst verabreicht wurde. Die durchschnittliche Einschlafzeit betrug 30 Minuten, 86 Kinder schliefen ein. Bei 82 Kindern gelang eine Klick- BERA- Untersuchung. Im Falle einer erfolgreichen Klick- BERA schloss sich bei 75 Kindern eine Notched-Noise- BERA an, welche in 63 Fällen gelang. Die Gabe von Melatonin zur Schlafinduktion erscheint uns als gute Alternative zur Sedation oder Vollnarkose mit hoher Erfolgsquote. Da es sich um eine Untersuchung im Schlaf handelt und keine Sedation erfolgt, sollten bei Durchführung der Untersuchung die Weckreize gering gehalten werden. Das Verfahren hat eine hohe Akzeptanz bei den Elten der betroffenen Kinder und beschleunigt im klinischen Alltag die Diagnosestellung der kindlichen Schwerhörigkeit.