Laryngorhinootologie 2004; 83 - 11_50
DOI: 10.1055/s-2004-823447

Untersuchungen der Epithel-Stroma-Interaktion bei Cholesteatomen des Kindes- und Erwachsenenalters

HJ Welkoborsky 1, R Jacob 2
  • 1HNO-Klinik, Klinikum Hannover Nordstadt
  • 2Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abt V (HNO)

Klinisches Charakteristikum des Cholesteatoms (Chol.) ist dessen lokal destruierendes Wachstum. Dabei verhalten sich Chol. im Kindesalter klinisch häufig aggressiver. Es wird überprüft, ob sich auf zellulärer Ebene eine Erklärung für diese gesteigerte Aggressivität finden lässt. Untersucht wurden die Operationspräparate von 40 Erwachsenen (28–74 Jahre) und von 14 Kindern (4–10 Jahre) mittels Routinehistologie, DNA-Zytometrie und der immunhistochemischen Analyse von Proliferationsmarkern, von Adhäsionsmolekülen der Zell-Zell-Interaktion (E-Cad.; a1ß6-Integrin, ICAM) und der Perimatrix-Stroma-Interaktion (CD 44v4/5, CD44 v6, av und ß3-Integrine). Die DNA-Zytometrie ergab diploide Zellen in allen Chol.. Die Proliferationsrate der kindlichen Chol. lag leicht höher als die der Erwachsenen. Chol. mit ausgeprägter Entzündungsreaktion zeigten signifikant höhere Proliferationsraten gegenüber denen ohne Entzündung. Marker, die die Zell-Stroma-Interaktion widerspiegeln und Marker, die die Interzellularbindungen regulieren wurden in Chol. signifikant höher exprimiert als in normaler Gehörgangshaut, ohne Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Zwischen den Chol. des Kindes- und Erwachsenenalters fand sich kein signifikanter Unterschied der Epithel-Stroma-Interaktion. Somit ist das klinisch aggressivere Verhalten der Chol. beim Kind weniger Ausdruck einer unterschiedlichen Biologie auf zellulärer Ebene sondern auf andere Parameter, wie u.a. Ausprägung der Entzündungsreaktion oder Kalksalzgehalt des kindlichen Knochens zurückzuführen.