Laryngorhinootologie 2004; 83 - 9_41
DOI: 10.1055/s-2004-823385

Seltener Fall einer primären Larynxtuberkulose

MKW Stolle 1, D Brors 1, F Hoppe 1
  • 1Univ. HNO-Klinik

Vorgestellt wird eine 82-jährige Patientin, bei der sich im Rahmen einer HNO-ärztlichen Routineuntersuchung eine halbkugelige Raumforderung der Supraglottis zeigte.

Die Patientin gab anamnestisch keine Dyspnoe oder Dysphagie an. Bei Verdacht auf einen supraglottischen Larynxtumor wurde bei der Patientin eine Mikrolaryngoskopie in Narkose durchgeführt. Es zeigte sich eine glatt begrenzte, ca.1,5cm im Durchmesser große Raumforderung des rechten Taschenbandes, ohne Übergreifen auf die vordere oder hintere Kommissur, das Glottislumen zur Hälfte verlegend. Eine gewonnene Probebiopsie ergab den histologischen Befund von lymphatischen Gewebe mit Epitheloidzellgranulomen mit zentraler Einschmelzung. Die Ziehl-Neelsen-Färbung zeigte säurefeste Stäbchen als Hinweis auf Tuberkulose. Die radiologische Thoraxdiagnostik mit Computertomographie und Röntgenthorax ergab keinen Hinweis auf eine pulmonale Manifestation. Es stellt sich so die Diagnose einer primären Larynxtuberkulose. Unter einer antituberkulostatischen 3-Fachtherapie kam es zu einer deutlichen Regredienz der Raumforderung, sowohl lupenlaryngoskopisch als auch radiologisch.

Während früher die Larynxtuberkulose im Rahmen einer Lungentuberkulose regelmäßig in der HNO-ärztlichen Praxis diagnostiziert wurde, stellt sie in der heutigen Zeit eine Rarität dar und ist bei weniger als 1% der Patienten mit einer Tuberkulose zu finden. Differentialdiagnostisch sollte bei laryngealen Raumforderungen dies mit berücksichtigt werden, auch wenn anamnestisch kein Anhalt für eine Tuberkulose besteht.