Laryngorhinootologie 2004; 83 - 9_27
DOI: 10.1055/s-2004-823371

Ortner Syndrom als Spätfolge nach Dezelerationstrauma

VK Matußek 1, N Sapundzhiev 2, JA Werner 3, O Kaschke 1
  • 1Abt. f. HNO-Heilkunde, Plast. Gesichts- und Hals-Chirurgie, St.Gertrauden-Krankenhaus, Berlin
  • 2Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
  • 3Univ. HNO-Klinik

Einführung: Die linksseitige kardiogene Recurrens-parese wird als Ortner Syndrom bezeichnet. Ein weiterer sehr seltener Grund ist das Aortenbogenaneurysma. Präsentiert wird der Fall eines ausgedehnten asymptomatischen traumatisch induzierten Aortenaneurysmas. Acht Jahre nach dem Trauma trat eine Dysphonie auf, die klinisches Leitsymptom für die Diagnose Aneurysma war.

Kasuistik: 1993 erlitt ein Patient einen schweren Autounfall mit stumpfen Thoraxtrauma. Bei der Erstversorgung in einer Notaufnahme wurden bis auf einen erhöhten systolischen Blutdruck keine weiteren Verletzungen dokumentiert. Acht Jahre später entwickelte der Patient eine Heiserkeit. Lupenendoskopisch zeigte sich ein linksseitiger Stimmlippenstillstand. Im diagnostischen Screening kam im CT-Thorax ein 6 cm durchmessendes Aneurysma der Aorta descendens zur Darstellung. Zur Ausschaltung des Gefäßsacks erfolgte eine Gefäßstentversorgung in der Gefäßchirurgie. Ein halbes Jahr später kam es zu einer Regredienz der Heiserkeit, begleitet von einer kompensatorischen Stimmlippenhyperplasie rechts.

Zusammenfassung: Dieser Fall einer linksseitigen Stimmlippenparese verdient aufgrund der extrem langen asymptomatischen Phase zwischen dem auslösenden Dezelerationstrauma und dem ersten klinischen Zeichen, welches sich im Larynx manifestierte, besondere Beachtung. Aortenrupturen führen-therapeutisch kaum beeinflussbar-unmittelbar zum Tod. Überlebt werden nur gedeckte, frühzeitig diagnostizierte Läsionen.