Laryngorhinootologie 2004; 83 - 8_30
DOI: 10.1055/s-2004-823323

Die lokale Applikation von Memantine inhibiert Salicylat induzierten Tinnitus

E Oestreicher 1, W Arnold 2, S Braun 1
  • 1Univ. HNO-Klinik, TU r.d.I.
  • 2HNO-Klinik und Poliklinik, Klinikum r.d. Isar, Technische Universität München

Tinnitus als Phantomwahrnehmung im auditorischen Kortex wird durch eine veränderte neuronale Aktivität der Hörbahn hervorgerufen. Diese veränderte Aktivität ist vermutlich durch Glutamat hervorgerufen und durch NMDA Rezeptoren vermittelt. Es wird angenommen, dass die Aktivierung von NMDA Rezeptoren zunächst in der Cochlea beginnt und dann zu Veränderungen in der Aktivität der Neurone im zentralen Hörsystem führt. Um die Wirkung des NMDA Antagonisten Memantine zu testen, wurde das Salicylat Modell verwendet. Bei Wüstenrennmäusen wurde nach Gabe von hohen Dosen Salicylat (4 Tage je 350mg/kg Körpergewicht i.p.) Memantine lokal in die Cochlea auf die Rundfenstermembran und systemisch i.p. gegeben. Die Applikation erfolgte in zwei unterschiedlichen Gruppen vor und nach der Salicylatgabe. Die Kontrollgruppe erhielt lokal und systemisch Kochsalzlösung. Mittels 14C-2-Deoxyglukose Autoradiographie wurde die neuronale Aktivität in den Kerngebieten der Hörbahn gemessen. Die Wirkung von Salicylat zeigte die typische Inhibition der Aktivität im Colliculus inferior und den Anstieg der Aktivität im auditorischen Kortex als Ausdruck des Tinnitus. Die Applikation von Memantine führte sowohl bei systemischer als auch lokaler Gabe zu einer Inhibition der Aktivierung im auditorischen Kortex. Insbesondere die lokale Applikation vor Salicylat Gabe konnte die Aktivierung des Hörkortex unterdrücken. Die Daten zeigen, dass eine Therapie mit NMDA Antagonisten beim Tinnitus sinnvoll erscheint.

DFG OE 234/3-1