Laryngorhinootologie 2004; 83 - 6_41
DOI: 10.1055/s-2004-823285

Das Schwangerschaftsgranulom (Granuloma gravidarum) der Zunge

S Sertel 1, F Heimlich 1, C Reisser 2
  • 1Univ. HNO-Klinik
  • 2Univ. HNO-Klinik

Einleitung: Bei ca. 50% aller schwangeren Frauen lassen sich Veränderungen der Mundschleimhaut feststellen. Hierbei entwickeln ca. 1–2% der Frauen ein sog. Schwangerschaftsgranulom der Mundschleimhaut auch als „Pregnancy tumor" oder „Epulis gravidarum“ bezeichnet. Diese finden sich überwiegend im Bereich der Gingiva, seltener der Lippen und des Gaumens. Über das Auftreten eines Ganuloma gravidarum der Zunge ist jedoch in der Literatur bisher erst vereinzelt berichtet worden.

Kasuistik: Bei einer 23-jährigen, gesunden schwangeren Frau konnte in der 23. Schwangerschaftswoche (SSW) eine kleine blutende Schleimhautläsion des rechten Zungenrandes mit bipolarer Koagulation gestillt werden. Zwei Wochen später stellte sich die Patientin mit einer tumorösen Raumforderung am rechten lateralen Zungenrand erneut vor. Die Biopsie ergab ein Granuloma gravidarum der Zunge. Wir entschieden uns für regelmäßige Befundkontrollen. Die Patientin stellte sich 4 Wochen postpartal mit einem deutlich rückläufigen Befund vor, der nach 5 Monaten noch weiter an Größe abgenommen hatte.

Zusammenfassung: Der vorliegende Fall Granuloma gravidarum in der 23. SSW zeigt, dass bei histologischem Nachweis der Gutartigkeit und engmaschiger Befundkontrolle nicht zwangsläufig eine invasive und schwangerschaftsbelastende Therapie durchgeführt werden muss.