Laryngorhinootologie 2004; 83 - 2_8
DOI: 10.1055/s-2004-823184

Genotoxizität von Nikotin in humanen Zellsystemen

AW Sassen 1, MP Semmler 1, UA Harréus 2, NH Kleinsasser 1
  • 1Univ. HNO-Klinik
  • 2Klinik für Hals,Nasen,Ohrenheilkunde, LMU München

Das Alkaloid Nikotin stellt aufgrund seines Vorkommens im Tabak, seiner Toxizität und seines suchterzeugenden Potenzials eine der bedeutsamsten Komponenten im Tabakrauch dar. In früheren Studien konnte bereits die Genotoxizität von Nikotin (Sigma) ab Konzentrationen von 1 mM in humanen Schleimhautzellen der Nase und Lymphozyten nachgewiesen werden. Weiterführende Untersuchungen beschäftigten sich nun mit dem Vergleich der Auswirkungen von Nikotin verschiedener Hersteller (TRC; ICN Biomedicals) und Reinheitsgrade zum Ausschluss von Artefakten oder Verunreinigungen. Darüberhinaus wurden weitere Zellsysteme wie Mukosazellen der T. palatina und Miniorgankulturen aus humaner Nasenschleimhaut untersucht.

Mithilfe des Einzelzell-Mikrogelelektrophorese- (Comet-) Assays wurde die DNA-Migration aufgrund von Einzelstrangbrüchen, alkalilabilen Stellen und inkompletter Exzisionsreparatur dargestellt. Zytotoxische Effekte wurden mit dem Trypanblau-Test ausgeschlossen.

Der Vergleich der Effekte von Nikotinen der unterschiedlichen Hersteller und Reinheitsgrade in Schleimhautzellen der Nase, der T. palatina und Lymphozyten ergab keine signifikanten Unterschiede. Mukosazellen der T. palatina zeigten signifikante genotoxische Effekte nach Inkubation mit Nikotin-Konzentrationen von 1 bis 8 mM. Ebenso führte Nikotin in Miniorgankulturen aus nasalem Epithel zu dosisabhängiger DNA-Schädigung. Die Vitalitäten lagen außerhalb des zytotoxischen Bereichs.

Die Ergebnisse unterstützen die These von einer potenziell tumorinitiierenden Wirkung von Nikotin in humanen Zielzellen der Karzinogenese.