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1 Es scheint mir überhaupt fraglich, ob das Geschlecht des präödipalen Objekts für
das noch narzisstisch strukturierte Kind zentral wichtig ist. Zu Freuds Zeiten waren
immer Frauen für die frühe Pflege zuständig, so dass das erste Objekt immer weiblich
war. Aber wie ist das bei jenen kleinen Jungen, die in den ersten Jahren von ihren
Vätern gepflegt werden? Aus meiner Argumentation wird hervorgehen, dass das Geschlecht
des Objekts erst in der ödipalen Phase wirklich relevant wird, da erst dann alle Aspekte
der Geschlechterdifferenz psychisch im Kind etabliert sind.
2 Vgl. Ohnstad 2003. Die Autorin zeigt anhand einiger Fallbeispiele, dass auch Frauen,
die sich nach einer lesbischen Phase einem Mann zuwenden, ihre lesbische Identität
erst einmal aufrechterhalten, anstatt sie durch eine bisexuelle Selbstdefinition zu
ersetzen. Der Text legt außerdem nahe, dass dieselben Frauen sich nach einer Zeit
der heterosexuellen Objektwahl als heterosexuell definieren, nicht jedoch als bisexuell.
3 Vgl. dagegen Düring 2001. Die Autorin verficht in ihrem sehr luzide geschriebenen
Artikel die Thesen der Konstruktionstheorie, d. h. sie geht davon aus, dass alle das
Geschlecht betreffenden Festlegungen sozial konstruiert und damit flexibel sind. -
Obwohl ich die Prämissen der Konstruktionstheorie teile, scheint mir doch die Flexibilität,
insbesondere die psychische Flexibilität in dieser Theorie deutlich überschätzt zu
werden. Es ist freilich nicht auszuschließen, dass die historische Entwicklung in
diese Richtung noch weiter voranschreitet.
4 Allein die Ausdrücke „butch” und „femme”, bzw. „kesser Vater” und Ähnliches deuten
darauf hin, dass die männliche bzw. weibliche Positionierung ein beständiges Thema
unter Lesben ist, auch wenn gerne für sich in Anspruch genommen wird, keinerlei Geschlechtsrollendifferenzierung
zu kennen.
5 Sonja Düring (2001 : 339) fügt hinzu, dass der Penis außerdem als Symbol für die
überlegene männliche Körperkraft betrachtet wird, die ebenfalls beim Mädchen Neid
erregt. Aber auch diese Autorin ist der Ansicht, dass der Penisneid ein Teilaspekt
der Omnipotenzbeschränkung darstellt und nicht an sich strukturbildend wirkt, d. h.
er ist nicht auslösend für einen notwendigen weiblichen Entwicklungsschritt.
6 Sonja Düring betont, dass die Idee von der Zweigeschlechtlichkeit nicht aufgegeben,
sondern vielmehr als lustvolle und bewusste Phantasie beibehalten wird, sofern nicht
durch eine rigide Erziehung die pathologische Abwehr dieser Phantasie notwendig wird.
Für meine Argumentation macht diese - im klinischen Alltag wertvolle Differenzierung
- keinen großen Unterschied; das Gewicht der Argumentation liegt hier jedoch auf der
notwendigen Beschränkung der Allmachtsphantasie, um ein ödipales Beziehungsniveau
zu erreichen.
7 Die Hervorhebung der Positionierung als strukturbildende psychische Aufgabe wird
vermutlich - vor allem in der homosexuellen Gemeinschaft - auf ideologische Widerstände
treffen, denn allgemein hält man sich heutzutage gern zugute, von derartigen Einschränkungen
frei zu sein. Die Realität der gelebten Sexualitäten spricht jedoch für die ausgeführte
These, auch wenn eine noch weiter gehende Liberalisierung diesen Umstand nachhaltig
verändern mag.
8 Obwohl das hier nicht mein Thema ist, möchte ich anmerken, dass meines Erachtens
die männliche Entwicklung durchaus analog verläuft. Der Unterschied besteht allein
darin, dass der „Wechsel” (besser: die Ablösung) vom präödipal-narzisstischen zum
ödipalen Objekt nicht so sichtbar wird, weil dieses Objekt zumeist in beiden Fällen
die Mutter ist.
9 Es ist sehr die Frage, ob die Entwicklungsschritte, die der kleine Junge zur Auflösung
der ödipalen Triangulierung durchlaufen muss, beim Mädchen wirklich in die Pubertät
verschoben werden. Nach meiner Ansicht muss man auch beim Mädchen davon ausgehen,
dass in der ödipalen Phase zwei große emotionale Konflikte bewältigt werden müssen:
zum einen die bereits genannte Verarbeitung der Kränkung (nicht omnipotent zu sein)
und dann, im Beziehungskonflikt aus Begehren und Rivalität, die Verarbeitung der Kastrationsangst
mit dem Ergebnis, das inzestuöse Objekt aufzugeben. Denn erst diese Anerkennung der
Generationsschranke bildet die Basis für ein reifes Über-Ich. Damit bleibt für die
Pubertät bei beiden Geschlechtern noch genug übrig. Auch wenn es in der analytischen
Literatur nur selten angesprochen wird, ist doch die Wahl eines eigenen Objekts gegen
die Eifersucht des ödipal bezogenen Elternteils, ein nicht zu unterschätzender Konflikt.
10 Zumeist wird das Spielen mit den Positionen erst im Erwachsenenalter möglich.
11 Gewiss legt ein erheblicher Teil des Fallmaterials frühe Störungen nahe. Das ist
jedoch auch bei heterosexuellen Patientinnen der Fall.
12 Poluda-Korte hat zwar Recht, dass der Begriff des „negativen Ödipus” - wie alle anderen
Begriffe Freuds - an der männlichen Entwicklung orientiert und mithin für die Beschreibung
der weiblichen Entwicklung wenig geeignet erscheint, aber ihre Alternative ist in
der psychoanalytischen Terminologie aus den genannten Gründen noch weniger brauchbar.
13 Poluda-Korte ist auch in ihrem späteren Aufsatz „Probleme der weiblichen homosexuellen
Entwicklung” in Volkmar Siguschs Lehrbuch „Sexuelle Störungen und ihre Behandlung”
(2001) nicht auf die von mir hier genannten Schwierigkeiten eingegangen.
14 Eisenbud bezieht sich ja auch auf klinisches Fallmaterial und erklärt lediglich,
dass die Patientin nach therapeutischer Durcharbeitung eine nunmehr nicht mehr pathologische
Sexualität leben.
15 Man könnte einwenden, dass das Mädchen von der Frigidität der Mutter nichts weiß,
was dem Begriffe nach sicher richtig ist. Das Phänomen selbst jedoch teilt sich ganz
sicher mit: als Unlust der Mutter, auf die Werbung des Vaters einzugehen, als allgemeine
Unzufriedenheit und Aura des Verzichts.
16 Eine vergleichbare lesbische Objektwahl kann natürlich auch noch nach einem späteren,
traumatischen Erlebnis getroffen werden, z. B. nach einer Vergewaltigung. Obwohl eine
solche Konsequenz gesellschaftlich nicht selten abqualifiziert wird, ist diese Wahl
auch später auf der Basis eines ödipalen Objektbeziehungsniveaus getroffen, d. h.
die Frau ist in ihrer Liebesfähigkeit nicht notwendig beeinträchtigt - abgesehen natürlich
von den sonstigen Folgen eines solchen Traumas.
Dr. S Castendyk
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