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DOI: 10.1055/s-2004-819715
Disseminierte Nocardia-paucivorans-Infektion unter dem Bild des metastasierten Bronchialkarzinoms
Nocardia paucivorans ist ein aerob wachsender Actinomycet, der nach pulmonaler Aufnahme in den Organismus in das Gehirn, Nieren, Augen, Knochen, Gelenke oder andere Organsysteme streuen kann.
Der Patient, über den wir berichten, fiel durch Vigilanzstörungen und neurologische Defizite auf. In der bildgebenden Diagnostik wurde der Verdacht auf Hirnmetastasen bei gleichzeitig bestehendem Mittellappeninfiltrat gestellt. Trotz wiederholter Bronchoskopien und CT-gesteuerter Punktionen konnte die Morphologie der pulmonalen Veränderungen nicht gesichert werden. In der weiteren Diagnostik zeigten sich Abszesse im Retroperitoneum, der linken Psoasloge sowie im linken Ober- und Unterschenkel. Wegweisend war der Nachweis von Nocardia paucivorans aus einer nach sechs Tagen verzögert gewachsenen Kultur, aus dem Punktat des Abszesses im linken Oberschenkel.
Die antiinfektiöse Therapie erfolgte anfangs kalkuliert mit einer Dreifachkombination aus Cefotaxim, Metronidazol und Clindamycin. Nach neurochirurgischer Drainage der Hirnabszesse und Nachweis von Nocardien aus den cerebralen Veränderungen wurde auf Amikacin, Meropenem und Fluconazol umgestellt. Zusätzlich wurden die Weichteilabszesse entlastet. Später wurde bei größenprogredienten Hirnabszessen intraoperativ mit Ciprofloxacin gespült und Amikacin resistenzgerecht durch Ciprobay ersetzt. Zur Zeit wird eine weitere neurochirurgische Intervention der größenprogredienten Hirnabszesse diskutiert.