Pneumologie 2004; 58 - P260
DOI: 10.1055/s-2004-819634

Einfluss eines chronischen Drogenkonsums auf die Atmung und die Schlafqualität

F Brunner 1, F Richter 1, A Gillissen 1
  • 1Robert-Koch-Klinik Städtisches Klinikum „St. Georg“ Leipzig

Einleitung: Uns wurde ein 32-jähriger Patient zur DD einer Hypersomnie eingewiesen. Der Patient klagte über Rhonchopathie, nächtliche Atempausen und Tagesmüdigkeit (ESS 19 Punkte). Klinisch: Lippenzyanose, multiple Nadeleinstichstellen der Armbeugen bds. Erst nach intensiver Befragung gab der Patient einen langjährigen Kokainabusus zu.

Methodik: Es erfolgten routinemäßig EKG, Laborchemie, Rö.-Thorax, Lungenfunktions- und polysomno-grafische Diagnostik. Zusätzlich Drogenscreening im Urin: 2502 ng/ml Kokain. Nach 6 Monaten erfolgte eine Kontrollpolysomnographie unter niedrigerem Kokaineinfluss.

Ergebnisse: Lungenfunktionell Ausschluss einer Ventilationsstörung bzw. Diffusionsstörung bei Sicherung einer respiratorischen Globalinsuffizienz. In der polysomnografischen Diagnostik Nachweis von 69 Apnoen (16 obstruktive, 36 zentrale, 17 gemischtförmige) und 98 Hypopnoen mit einem AHI von 29,4/h sowie schwergradigen Desaturationen bis auf 67% bei einem EI von 89,5/h. Typisch war das Verteilungsbild der respiratorischen Ereignisse mit dem Bild einer schwergradigen schlafbezogenen Atmungsstörung in der 1. Nachthälfte und einem weitgehendem Normalbefund in der 2. Nachthälfte (nachlassende Kokainwirkung?). In der Kontrollpolysomnographie konnte ein manifestes Schlaf-Apnoe-Syndrom ausgeschlossen werden (AHI 1,1/h, min. SaO2 89%).

Schlussfolgerung: In der Differentialdiagnostik der Hypersomnie sollte bei Nachweis einer gemischtförmigen Atmungsstörung mit alveolärer Hypoventilation auch an einen drogeninduzierten Befund gedacht werden.