Pneumologie 2004; 58 - V22
DOI: 10.1055/s-2004-819495

Sulfoglykolipid (Ac2SGL) als neuer Impfstoff gegen Tuberkulose

S Stenger 1, G Böhmer 1, RD Leistner 1, M Gilleron 1, G Puzo 1, G DeLibero 1, G Habich 1, M Röllinghoff 1, JH Ficker 1, M Wagner 1
  • 1Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Klinische Mikrobiologie, Erlangen; Klinikum Nürnberg, Medizinische Klinik 3– Schwerpunkt Pneumologie, Nürnberg

Einleitung: Da derzeit kein geeigneter Impfstoff zum Schutz vor Tuberkulose verfügbar ist, unterstützt die Europäische Union internationale Kooperationen zur Entwicklung neuer Impfstrategien. Der bisherige Lebendimpfstoff BCG wirkt nur unsicher und schützt nicht vor Reaktivierung.

Methodik: Unsere Hypothese ist, dass mykobakterielle Lipide als Impfstoffe den konventionellen Antigenen überlegen sind (Stenger et al. Science. 1998). 45 Lipidfraktionen wurden mit Lymphozyten von 254 tuberkulinpositiven Spendern inkubiert. Die Immunantwort wurde durch Messung der Zytokinfreisetzung sowie der antibakteriellen und zytotoxischen Aktivität bestimmt.

Ergebnisse: Mit dem deacetylierten Sulfoglycolipid wurde ein immundominantes Lipid identifiziert. Die Struktur dieses neuen Antigens wurde biochemisch eindeutig als Ac2SGL (2-palmitoyl-3-hydroxyphthioceranoyl-2-sulfat-D-trehalose) charakterisiert. Ac2SGL-stimulierte T-Zellen produzierten das protektive Interferon Gamma (1970±120 pg/ml bei 82 tuberkulinpositiven vs. ≤15 pg/ml bei 54 tuberkulinnegativen Spendern). Zusätzlich lysierten die Ac2SGL-behandelten Zellen (T-Zell: Makrophagen-Verhältnis 10:1) infizierte Makrophagen (48±7%) und induzierten vor allem die Abtötung der Mykobakterien (52±4%).

Schlussfolgerung: Das Lipid Ac2SGL erfüllt alle Kriterien um T-Zellen zu stimulieren, die vor der Entwicklung einer Tuberkulose schützen. Derzeit wird Ac2SGL in Tiermodellen auf seine Effektivität geprüft.