DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2004; 2(02): 34
DOI: 10.1055/s-2004-818850
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG Stuttgart

8. Europäisches Symposium der traditionellen Osteopathie

Jochen Frühwein
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Publication Date:
01 July 2004 (online)

Das diesjährige DOK-Symposium der Osteopathie fand vom 12.-15. Februar wie gewohnt im Kloster Frauenchiemsee auf der Fraueninsel (Chiemsee) statt. Dem eigentlichen Symposium war der 6. Tag der osteopathischen Forschung vorausgegangen.

Der leider schwach besuchte (kostenlose!) "Tag der osteopathischen Forschung" begann mit interessanten und informativen Vorträgen über die Durchführung wissenschaftlicher, osteopathischer Forschung.

Philippe Druelle, Leiter des gastgebenden DOK, wies in seinem einleitenden Vortrag auf mögliche Fehler und Fallen bei der Erstellung einer These hin.

In seinem Vortrag über "Erfolgreiche Forschung - was tun? Was nicht?" bekräftigte M. Patterson die Wichtigkeit der Thesenarbeit zur Optimierung der eigenen Behandlungskompetenz. Prof. Y. Moskalenko referierte mit seinem typisch rollenden R über die Möglichkeiten der zerebrovaskulären Forschung des PRM in Russland.

Hilfestellungen für eine optimale Literaturrecherche gab Tara Müller, die besonders darauf hinwies, dass bei Forschungsarbeiten nur primäre Literatur (Originalia, Kongressreporte, Studien etc.) relevant ist und keine Textbücher, die nur auf gesammelten Quellen beruhen. Der Nachmittag stand im Zeichen der Thesenpräsentationen und der Vorstellung der Thesenprotokolle.

Der Konferenztag

Die Vorträge an diesem Tag bewegten sich zwischen den Extremen Wissenschaftlichkeit und Philosophie, Geschichte und Basics. Den einleitenden Vortrag hielt Ph. Druelle. Ausgehend von ihrer historischen Entstehung näherte er sich den Begriffen Breath of Life, Potency und Biodynamische Kraft. B. Angerer referierte kurz über die Bedeutung der okulozervikalen Reflexe in der Osteopathie und verdeutlichte die engen, gegenseitigen Verbindungen zwischen den Augenmuskeln, den kurzen Nackenmuskeln und dem Gleichgewichtsorgan.

Y. Moskalenko berichtete über die Annäherungen an den PRM von Seiten eines wissenschaftlichen Physiologen. Demnach konnte erstmals Sutherlands Konzept zur reziproken Verformung des Schädels experimentell nachgewiesen werden. Mittels Serienbild MRT sollen sich nach Injektion von 20 ml Kontrastmittellösung in die A. carotis interna reziproke Schädelverformungen unter Führung der reziproken Tensionsmembran gezeigt haben.

Erfrischend dynamisch und äußerst professionell trug Brad Mc Cutcheon die osteopathische Behandlung der adhäsiven Kapsulitis vor. Er berichtete von seinen beachtlichen Erfolgen bei einem Krankheitsbild, das laut medizinischer Literatur als schicksalhaft und untherapierbar gilt.

Prof. Gaber von der Uni Innsbruck referierte über die Anheftungen des Herzens und deren fasziale Kontinuität.

Osteopathie als Weltanschauung, "Pfad des Lebens", war das Thema von Ch. Fossum, der Renzo Molinari vertrat und Parallelen zwischen der Entwicklung der Osteopathie in England im 20. Jahrhundert und der jetzigen Situation in Deutschland sieht: durch Querelen und Machtkonflikte dauerte es 80 Jahre bis zur Anerkennung. Fossum rief alle Osteopathen auf, für die Osteopathie zu kämpfen und sich nicht hinter Titeln wie Physiotherapeut oder Heilpraktiker zu verstecken.

M. Patterson erweiterte den Begriff "Das faszillitierte Segment" um seine neuesten Forschungen. Er spezifizierte die spinale Übererregbarkeit in vier Stadien, angefangen von rein funktionellen Veränderungen auf Rückenmarksebene bis hin zum neuroplastischen Umbau in Rückenmark und Cortex mit ihrer therapeutischen Relevanz.


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Die Workshops

Die abschließenden drei Tage gehörten der Praxis. Herausragende Workshops waren die von B. Daraillans über die Behandlung von Neugeborenen und die beiden über die endokraniellen Spasmen, Teil 1 mit G. Forget und Teil 2 mit Ph. Druelle.

G. Forget gab eine sehr fundierte Einführung in das Konzept der endokraniellen Spasmen und deren Entdeckung bzw. in die zugrunde liegende Neuroanatomie. Sie hätte allerdings entweder weniger Teilnehmer, einen größeren Raum oder mehr Assistenten verdient gehabt.

G. Sauvet stellte in seinem Workshop über myofasziale und metabolische Störungen viszeralen Ursprungs sein Konzept der faszialen Behandlung dar. Es ermöglicht eine volumetrische Behandlung der faszialen Umhüllungen, indem der Therapeut oszillierende Schwingungen erzeugt, die die faszialen Hüllen auf allen Ebenen von innen heraus entspannen - eine interessante Idee.


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Das Rahmenprogramm

Seinen feierlich religiösen Abschluss fand der Konferenztag mit der traditionellen Zeremonie in der Klosterkirche, gehalten von Schwester Scholastica und begleitet von typisch einheimischer Musik. Nicht fehlen durfte natürlich die samstägliche Feier in den "Himmlischen Pforten", auch diesmal wieder kulinarisch und ausgelassen.


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