Zusammenfassung
Fragestellung
Das Mammakarzinom ist das häufigste Malignom der Frau, daher ist die Versorgungsqualität
von erheblicher gesundheitspolitischer Bedeutung. Im Rahmen einer gesetzlichen Initiative
zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen werden
seit 2003 in Deutschland Disease-Management-Programme (DMP) für Patientinnen mit Brustkrebs
etabliert. Diese sollen sektorübergreifende und interdisziplinäre Netzwerkstrukturen
schaffen, die eine integrierte Versorgung nach Mindestqualitätsanforderungen garantieren.
In Hessen wurde ein solches DMP im Juli 2003 in zwei Pilot-Regionen, Wiesbaden und
Marburg, gestartet. Die Struktur der Pilot-Modelle in Hessen wird dargestellt. Eine
der Teilnahmevoraussetzungen des DMP für Kliniken ist, dass eine Mindesterfahrung
von 50 Mammakarzinomoperationen pro Jahr erreicht wird.
Material und Methodik
Die Versorgungsstrukturen bezüglich der Anzahl jährlicher Mammakarzinomoperationen
pro Klinik in Hessen wurden für die Jahre 2001 und 2002 beschrieben und der Zusammenhang
zwischen der Anzahl der Operationen pro Jahr und einem selektierten Qualitätsparameter,
der auch Zielgröße im DMP ist (hier: Rate brusterhaltender Operationen) analysiert.
Datenbasis waren die Abrechnungsdaten aller hessischen Krankenhäuser 2001 und 2002.
Als Parameter wurden die Operationen gewählt, die nach Fallpauschalen oder Sonderentgelt
(FP/SE) 18.01 - 03 abgerechnet wurden; 2001 waren es 3706 und 2002 schon 4125 Operationen.
Ergebnisse
Auf dem Boden der vorhandenen Versorgungsstrukturen kann das Hessische Modell des
DMP flächendeckend etabliert werden, denn ca. 30 der 85 Kliniken, die Patientinnen
mit Mammakarzinom behandeln, erreichten schon 2000 die geforderte Mindestanzahl an
Operationen. Gegenüber 2001 nahm 2002 der Anteil aller Patientinnen mit Mammakarzinom,
die in Kliniken mit 50 + OP/J. behandelt wurden, von 75 auf 80 % zu (p < 0,001). Bereits
für 2002 fand sich in Kliniken mit 50 + OP/J. eine signifikant höhere Rate brusterhaltender
Operationen (66 versus 53 %; p < 0,0001).
Schlussfolgerung
Die Voraussetzungen für eine flächendeckende und erfolgreiche Etablierung des hessischen
DMP Modells sind vorhanden. Ein geplantes wissenschaftliches Begleitprogramm wird
analysieren, inwieweit die Einführung mit messbaren weiteren Steigerungen der Versorgungsqualität
einher gehen.
Abstract
Purpose
Breast cancer is the most frequent malignancy in women and, therefore, the pattern
of care is a major concern of health politics. German legislation started an initiative
to improve the quality of care in chronic diseases. Breast cancer was one of four
diseases selected for inclusion in this program, the so-called “Disease-Management
Program (DMP)” in 2003. DMP demands an infrastructure based on interdisciplinary networks
providing integrated care. Pilot projects were started in Hessen in two regions (Wiesbaden
and Marburg). The infrastructure of both pilot projects is explained. One inclusion
criteria for hospitals willing to participate in such models is a certain minimum
experience with breast cancer surgery, defined as a minimally required number of 50
breast surgeries per year.
Material and Methods
We analysed the numbers of breast surgeries per hospital in Hessen in 2001 and 2002.
Furthermore, the relationship between the numbers of surgical procedures and selected
quality parameters (e. g. rates of breast conserving therapy) was analysed. Data came
from hospital accounts of all hospitals treating breast cancer in Hessen in 2001 and
2002.
Results
Numerical criteria for participation in the DMP were already fulfilled in 30 of 85
hospitals in Hessen in 2000. Further centralisation was observed in the following
years. The proportion of patients being operated on in hospitals with at least 50
breast surgeries per year increased from 75% in 2001 to 80% in 2002 (p < 0.0001).
A comparison between hospitals with 50+ surgeries per year with less experienced hospitals
revealed that the rate of breast conserving therapy was higher in high volume hospitals
(66 vs. 53%; p < 0.0001).
Conclusion
The distribution of frequency of breast cancer surgery per hospital and year in Hessen
allows the introduction of DMP. Planned DMP associated scientific programs should
evaluate the impact on quality of care by introducing DMP to clinical routine.
Schlüsselwörter
Mammakarzinom - Versorgungsstruktur - brusterhaltende Therapie - Disease-Management-Programm
Key words
Breast cancer - pattern of care - breast conserving therapy - disease management program