Gesundheitswesen 2004; 66(12): 796-801
DOI: 10.1055/s-2004-813848
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommunale Gesundheitsförderung im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) - Ein Erfahrungsbericht über ein Organisationsmodell zum Aufbau eines interdisziplinären Netzwerks in einem sozialen Brennpunkt

Communal Health Promotion in Child and Adolescent Health Services - Report on the Experience with a Organisational Model for Setting Up an Interdisciplinary Network in a Socially Important AreaI. Richter1
  • 1Kinder- und jugendärztlicher Dienst, Gesundheitsamt Main-Kinzig-Kreis (Amtsleiter: Dr. med. H. Ernst, MPH)
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Publication Date:
17 December 2004 (online)

Zusammenfassung

Dieser Bericht fokussiert ressourcenbezogene und organisatorische Aspekte zur kommunalen Gesundheitsförderung bei Kindern, Jugendlichen und Familien. 1991 entstand auf Initiative des (KJGD) in einem sozialen Brennpunkt eine „Stadtteilkonferenz”, deren interdisziplinärer Kooperationsprozess bis 2003 von der Autorin gesteuert wurde. Untersuchungen zum Schuleingang und zur Überprüfung auf sonderpädagogischen Förderbedarf bildeten die sozialpädiatrische Beobachtungs- und Datenbasis des KJGD. Über eine auf Multiprofessionalität und Multiplikatoren ausgerichtete organisatorische Konzeption des KJGD zur kommunalen Gesundheitsförderung konnten sich die Leitungen der Stadtteileinrichtungen über die regionale Stadtteilkonferenz vernetzen. Die regionalen sozialen und Bildungs- wie auch die Verwaltungseinrichtungen der Stadt (Jugend-, Sozial-, -Freizeit- und Sport-, Bauamt …) arbeiten bei Planungen zu präventiven Prozessen im Kinder- und Jugendbereich zusammen. Über sozialpädiatrisch geprägte Gesundheitsberichte wurde die politische Entscheidungsebene eingebunden. Sozialpädiatrische Gesichtspunkte und präventive gesundheitliche Themen des KJGD konnten in pädagogische und soziale Einrichtungen des Stadtteils getragen und auch städteplanerische Entscheidungen beeinflusst werden. Für den KJGD ergaben sich aus der konzeptionellen Arbeit mit Multiplikatoren in Leitungsfunktion neue Ansätze zur zeitressourcenfreundlichen Steuerung von kommunaler Gesundheitsförderung.

Abstract

This report focusses on health promotion for children adolescents und families and on the aspects of organisation and resources. In 1991 the Public Youth Health Care (KJGD), a community health service for children und adolescents, set up a multi-professional “district committee” of distributors in leading positions in a socially important area (social workers, school teachers, kindergarten teachers, councillors, medical personnel, architects and town planners etc.). Medical examinations of all school beginners and children with special educational needs formed the basis of the social paediatric observations and data. Until 2003 the author was responsible for the management and coordination of this local interdisciplinary district committee of leading representatives from local social and educational organisations as well as town councillors who created a local multi-professional network. The district health reports of the discussions in the district committee including the different professional aspects of health promotion were passed on to the local politician actively involved in the discussions with specialists and invested in social and health promotion projects. Social paediatric issues and preventative strategies became part of the work in social and educational organisations in the area und the city. A healthy environment for children und families was promoted. For the KJGD the conceptual work with distributors in leading positions led to initiatives for communal health promotion making time-saving use of existing resources.

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Dr. med. Irmhild Richter

Gesundheitsamt Main-Kinzig-Kreis, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst

Eugen-Kaiser-Str. 9

63450 Hanau

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