Pneumologie 2003; 57 - Br2
DOI: 10.1055/s-2003-822456

Pulmonale Gefäßwandveränderungen bei Kollagenose-assoziierter pulmonaler Hypertonie im Vergleich zu idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF/UIP) und pulmonaler Sarkoidose

P Dorfmüller 1, 2, M Humbert 1, G Simonneau 1, F Capron 1, KM Müller 2
  • 1Centre des Maladies Vasculaires Pulmonaires (UPRES EA2705), Hôpital Antoine-Béclère, Université Paris-Sud, Clamart, France
  • 2Institut für Pathologie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil – Universitätsklinik, Bochum

Hintergrund: Bei verschiedenen Kollagenose-Formen kann es zur Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie (PH) kommen, welche erfahrungsgemäß die Prognose der Patienten deutlich verschlechtert. Bisher wurden hierfür obliterierende Veränderungen im pulmonal-arteriellen System verantwortlich gemacht, die den Gefäßläsionen bei der idiopathischen pulmonal-arteriellen Hypertonie (IPAH) histomorphologisch sehr nahe kommen. Patienten mit kollagenose-assoziierter PH zeigen häufiger therapeutische Resistenz und auch Komplikationen wie pulmonale Ödeme bei Anwendung von Vasodilatoren, die sonst bei pulmonalen venookklusiven Erkrankungen (pVOD) vorkommen. Hypothese dieser Studie war die Annahme, dass 1. die Kollagenose-assoziierte PH auch durch pulmonal-venöse Veränderungen verursacht sein kann und 2. signifikante pulmonal-arterielle Gefäßwandveränderungen in anderen entzündlichen Parenchymerkrankungen der Lunge ohne manifeste PH, wie IPF/UIP oder Sarkoidose häufig auftreten.

Methoden: Lungengewebsproben von 8 Patienten mit kollagenose-assoziierter PH, 8 Patienten mit IPF/UIP und 8 Patienten mit pulmonaler Sarkoidose wurden lichtmikroskopisch untersucht und immunhistochemisch analysiert. Dabei wurden inflammatorische, endotheliale, mesenchymale und Proliferations-Marker verwendet. Ergebnisse: 1.) 4 von 8 Patienten mit kollagenose-assoziierter PH zeigten fibrosierende okklusive Pulmonalvenen-Läsionen; 2.) Bei allen 8 Patienten mit kollagenose-assoziierter PH fanden sich pulmonal-arterielle Läsionen; 3.) Signifikante pulmonal-arterielle Läsionen fanden sich in den Gewebsproben aller Patienten mit IPF/UIP, jedoch keine okklusive Läsionen des pulmonal-venösen Systems; 4.) 5 von 8 Gewebsproben von Patienten mit pulmonaler Sarkoidose zeigten pulmonal-arterielle Veränderungen, ohne relevante Okklusionen des pulmonal-venösen Systems.

Schlussfolgerung: Der Entwicklung einer manifesten PH bei Kollagenose-Patienten können okklusive Veränderungen des pulmonal-arteriellen und des pulmonal-venösen Systems zugrunde liegen. Die Häufigkeit des Auftretens venöser Läsionen bei kollagenose-assoziierter PH scheint die bekannte Inzidenz von Patienten mit pVOD bei weitem zu übertreffen. Pulmonal-arterielle Gefäßläsionen treten häufig auch bei anderen entzündlichen pulmonalen Parenchymerkrankungen, ohne klinische Manifestation einer PH auf.