Pneumologie 2003; 57 - Pa9
DOI: 10.1055/s-2003-822441

Pulmonale Rundherde – Bedeutung der Immunhistochemie zur Differentialdiagnose

AM Müller 1, KM Müller 1
  • 1Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Universitätsklinik, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pathologie

Hintergrund: Neben der pathologisch-anatomischen Zuordnung sehr variabler mikroskopischer Wachstumsmuster primärer Lungentumoren entsprechend den Vorschlägen der WHO-Klassifikation 1999 mit 52 Subtypen spielt die differentialdiagnostische Abgrenzung gegenüber Metastasen unter klinischen Gesichtspunkten eine besondere Rolle. Seit Jahren hat sich zur Charakterisierung von Metastasen der immunhistochemische Nachweis von CK 20 (primäres Kolonkarzinom), Hormonrezeptoren (primäres Mammakarzinom), PSA (primäres Prostatakarzinom) etc. bewährt.

Beim Einsatz immunhistochemischer Zusatzuntersuchungen bei Hinweisen auf Lungenmetastasen eines primär unbekannten extrapulmonalen Tumors (CUP) bilden Befunde der Sicherung des pulmonalen Rundherdes als primärem Lungentumor eine wesentliche Bereicherung. Seit 1998 hat sich hierfür der Nachweis des thyreoidalen Transkriptionsfaktors (TTF-1) hervorragend bewährt.

Material und Methoden: Im eigenen Untersuchungsgut wurden im Zeitraum 01.08.2002–31.07.2003 bei 138 Lungenbiopsien mittels TTF-1 in 68 Fällen (49%) primäre pulmonale Adenokarzinome bewiesen bzw. in 34 Fällen (25%) aufgrund zusätzlicher immunhistochemischer Marker (CEA, CA19–9, Östrogen, Progesteron, etc) Lungenmetastasen andernorts lokalisierter Primärtumoren gesichert. In 36 Fällen (26%) (niedrig- bis entdifferenzierter Tumor bzw. unzureichendes Material) gelang auch nach Einsatz zusätzlicher „pulmonaler“ Marker (z.B. von Pro-Surfactant-Protein B, Zytokeratin 7) keine sichere histogenetische Zuordnung der Lungentumoren.

Schlussfolgerungen: Aus den Untersuchungsergebnissen ist zu folgern, dass bei klinischen Anhaltspunkten für Metastasen ohne konkrete Hinweise für einen primär extrapulmonalen Tumor immunhistochemische Zusatzuntersuchungen wesentliche Informationen (Lokalisation des extrapulmonalen Primärtumors; synchrone/parasynchrone Entwicklung primärer Lungentumoren) liefern und aufwendige klinische Screening-Untersuchungen ersparen können.