Z Orthop Ihre Grenzgeb 2003; 141 - K12_7
DOI: 10.1055/s-2003-821423

15 Jahre chronische Osteomyelitis durch eine unerkannte Infektion mit Mykobakterium chelonae

H Gollwitzer 1, R Langer 2, P Diehl 1, R Gradinger 1, W Mittelmeier 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie
  • 2Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Technische Universität München, München

Fragestellung: Erweiterte Diagnostik bei chronisch „steriler“ Osteomyelitis.

Methoden: Eine 30-jährige Patientin entwickelte nach einer Arthroskopie des Kniegelenkes im Alter von 15 Jahren eine chronisch-rezidivierende Osteomyelitis des distalen Femurs. Es folgten 7 offene Revisionen mit systemischer Antibiose, einmalig auch mit Einlage von Gentamicin-Kugelketten. In der Histologie jeweils chronisch-floride Osteomyelitis, andererseits in Bakterienkultur stets negativer Keimnachweis. Laut Röntgen, MRT, Antigranulozytenszintigraphie und Labordiagnostik bestand der dringende Verdacht auf eine persistierende Osteomyelitis mit 3 Herden im distalen Femur. Daraufhin führten wir eine ausgedehnte Curettage mit Einlage von Antibiotika-Kollagen-Schwämmen und Plombage mit Beckenkammspongiosa durch. Gewebeproben wurden histologisch untersucht, neben einer Bakterienkultur wurde eine PCR zum Nachweis mykobakterieller DNS durchgeführt.

Ergebnisse: Auch in der aktuellen Histologie zeigte sich das Bild einer chronischen, fokal eitrig-granulierenden Osteomyelitis. Molekularpathologisch konnte DNS von Mykobakterium chelonae nachgewiesen werden, bei negativer Bakterienkultur. Die Patientin wurde 1 Jahr gezielt antibiotisch therapiert und war nach 15 Jahren erstmals wieder beschwerdefrei.

Schlussfolgerungen: M. chelonae sind sehr seltene Erreger von Osteomyelitiden, ein derart langer Verlauf wurde bisher nicht beschrieben. Bei Verdacht auf Osteomyelitis sollte nach vorausgegangener „steriler“ Biopsie auch an (atypische) Mykobakterien gedacht werden, eine PCR kann hier zur Diagnosesicherung eingesetzt werden.