Einleitung: Die Verwendung von Cine-Sequenzen in der Kardio MRT ermöglicht die Beurteilung von
Wandbewegungsstörungen in Ruhe und unter Belastung zum Nachweis oder Ausschluss von
Ischämien ähnlich der Echokardiographie. Zahlreiche Publikationen haben dabei den
hohen Stellenwert der pharmakologischen Stress-Cine-MRT vor allem mit Dobutamin gegenüber
der Stress-Echokardiographie gezeigt. Andererseits erfordert die pharmakologische
Stress-Cine-MRT z.B. mit Dobutamin unter Umständen einen hohen logistischen Aufwand
vor allem in der Nachbetreuungsphase und hat zudem noch eine Komplikationsrate ähnlich
der des Herzkatheters, so dass die Methode in erster Linie den kardiologischen Klinikzentren
vorbehalten ist. Alternativ haben wir für den ambulanten Einsatz vor allem für Patienten
die fahrradergometrisch belastbar sind die ergometrische Stress-Cine-MRT eingeführt.
Aufgrund der neuen Technologien, vor allem unter Verwendung ultraschneller Sequenzen
wie balanced FFE oder balanced TFE Sequenzen mit Sensetechnologie ist jetzt die Cineaquisition
aller Herzabschnitte (die drei Kurzachsen und der Vierkammerblick) noch während bzw.
am Ende der Belastungsstufe innerhalb von max. 25–30s möglich. Das Prinzip der ergometrischen
Belastung erfolgt über ein auf die MR-Tischplatte montierten Fahrradergometer unter
Verwendung einer speziellen Schulterstütze, die die Lagekonstanz der Herzachse während
der Untersuchung bzw. Belastung im Vergleich zu den Ruhe-Cine-Aquisitionen garantiert.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die ergometrische Stress-Cine-MRT, als alternative
Methode zur pharmakologischen Stress-Cine-MRT vorzustellen, die vor allem für solche
Patienten geeignet ist, die zum Nachweis bzw. Ausschluss einer belastungsinduzierten
Ischämie ambulant vorstellig wurden.
Material und Methode: Im Rahmen unseres ambulanten Kardio-MR-Zentrums wurden in 3 Jahren (März 2000 bis
März 2003) insgesamt 485 Patienten mit der Frage eines relevanten belastungsinduzierten
Ischämienachweises mittels Fahrradergometer untersucht. Die untersuchten Patienten
gliederten sich dabei in zwei Gruppen. Gruppe l waren Patienten die noch keinen Herzkatheter
hatten und sich mit der Fragestellung eines Ischämienachweises bzw. Ausschlusses vorstellten.
Gruppe 2 waren Patienten mit bekannter KHK, die eine Herzkatheteruntersuchung hatten
und sich nach Bypass, Stent oder reiner PTCA mit der Fragestellung einer eventuellen
Progression der KHK vorstellten. Die Hauptindikationen für beide Gruppen waren nach
den Häufigkeiten geordnet: 1. unklare Belastungsdyspnoe sowie unklare thorakale Beschwerden,
2. neu aufgetretene Rhythmusstörungen wie LSB, VHF oder höhergradige Rhythmusstörungen,
3. langjährige Risikofaktoren (Rauchen, Hypertonus, Hypercholesterinämie) und 4. V.a.
ischämische Kardiomyopathie. Ausschlusskriterien für beide Gruppen waren typische
klinsche Ischämiezeichen wie Angina pectoris sowie typische neu aufgetretene Ischämiezeichen
im EKG, Belastungs-EKG und in der Ruhe- bzw. Stressechokardiographie. Weiteres Ausschlusskriterium
war eine mangelnde ergometrische Belastbarkeit. Die Untersuchungen erfolgten an einem
1,5-Tesla-Ganzkörper-MRT der Fa. Philips (Gyroscan NX intera Release 8 bzw. 9 mit
Sensitivity Encoding; maximale Gradientenfeldstärke 30 mT/m). Als Herzspule diente
eine synergy coil mit 5 Spulenelementen. Der Untersuchungsablauf in Ruhe beginnt mit
der Aufnahme der drei Kurzachsen und dem Vierkammerblick jeweils im Cine Mode. Dann
folgt die fahrradergometrische Belastung auf der MR-Couch im Liegen entsprechend den
Kriterien des Belastungs-EKG's einschließlich den Abbruchkriterien. Anschließend werden
unmittelbar am Ende der ergometrischen Belastung die drei Kurzachsen und der Vierkammerblick
im Cine Mode aufgenommen, wobei der Kurzachsen Cine Mode mit dem apikalen Drittel
beginnt, dann folgt das mediale Drittel und schließlich das basale Drittel. Zusätzlich
wurde jedem Patienten am Ende der maximalen Belastungsstufe 0.5– l mg Atropin i.v.
injiziert um für die Datenaquisition die maximale Pulsfrequenz über 30 bis 40 Sekunden
in Höhe der Ausbelastungsfrequenz zu erhalten. In diesem Zeitintervall am Ende der
Belastung konnten dann die drei Kurzachsenschnitte und der Vierkammerblick jeweils
im Cine Mode mit 25 Phasenbildern aquiriert werden. Für balanced FFE (TE: 1,7 ms,
TR: 3.5 ms, Flip 50 Grad, ohne Sensefaktor) betrug die Atemanhaltzeit ca. 8 bis 10s
pro Cine-Schicht bei einer Pulsfrequenz von mindestens 120/min. Für balanced TFE (TE:
1.7 ms, TR: 3.4 ms,Flip. 60 Grad, Sensefaktor 2) betrug die Atemanhaltezeit ca. 4
bis 5s pro Cine-Schicht. Obwohl sich am Ende der Belastung bei allen Patienten physiologischerweise
eine Hyperventilation einstellt, waren die Atemanhaltezeiten mit 4 bis max. 10 Sekunden
so kurz, dass in 96% der Fälle zur visuellen Wandbewegungsanalyse die Qualität der
Cine-Bildgebung störungsfrei und nicht veratmet beurteilt werden konnte. Eine eigens
von uns konstruierte höhenverstellbare Schulterstütze diente dazu, dass alle Patienten
am Ende der Belastung die gleichen Schichteinstellungen in den drei Kurzachsen und
im Vierkammerblick gegenüber den Ruheuntersuchungen hatten.
Ergebnisse: Die Stress-Cine-MRT wurde von allen Patienten ohne Nebenwirkungen gut toleriert.
Mithilfe des Vektor-EKG's konnte in allen Fällen eine verwertbare Triggerung des EKG-Signals
erreicht werden. Von den untersuchten 485 Patienten konnten jeweils 4% der Patienten
aus beiden Gruppen wegen Veratmung der Cinemodes nicht beurteilt werden. Von 285 Patienten
aus Gruppe l hatten 14 Patienten einen belastungsinduzierten Ischämienachweis (5%).
Von den 185 Patienten aus Gruppe 2 hatten 22 Patienten (12%) einen belastungsinduzierten
Ischämienachweis. Die Lokalisationen der Kontraktionsstörungen waren in Gruppe l (Patienten
ohne bekannte KHK) in 6 Fällen im Wesentlichen apikal, in 4 Fällen medial und in 4
Fällen basal. Die Lokalisationen der Kontraktionsstörungen in Gruppe 2 (Patienten
mit bekannter KHK) waren in 7 Fällen apikal, in 7 Fällen medial und in 8 Fällen basal.
Alle 14 Patienten aus Gruppe l hatten im Herzkatheter höhergradige Koronararterienstenosen.
Bei den 22 Patienten aus Gruppe 2 fand sich in allen Fällen ein pathologisches Korrelat
mit Bypassverschlüssen und In-Stent-Stenosen.
Zusammenfassung: Die ergometrische Stress-Cine-MRT ist am Ende der diagnostischen Kette mit der vorgestellten
Technologie sehr gut einsetzbar, vor allem bei unklaren nicht typischen klinischen
Beschwerden und nicht eindeutigen Ischämiezeichen im EKG, Belastungs-EKG oder Echokardiogramm.
Die ergometrische Stress-Cine-MRT ist hinsichtlich des logistischen Aufwandes und
der geringen Komplikationsrate eine geeignete Methode im ambulanten Routinebetrieb,
gegenüber den pharmalogischen Stress-Untersuchungen. Anhand der vorgestellen Fallbeispiele
konnte gezeigt werden, dass die ergometrische Stress-Cine-MRT und damit auch die pharmakologische
Stress-Cine-MRT aufgrund ihrer besseren Myokardbeurteilung im Bereich der Herzspitze
der Echo- bzw. Stress-Echokardiographie hinsichtlich der Sensitivität und damit auch
Spezifität deutlich überlegen ist. Damit sind insbesondere bei Stenosen bzw. Verschlüssen
der LAD in den Segmenten 6 und 7 die Kontraktionsstörungen im Bereich der Herzspitze
zum Ischämienachweis mit der ergometrischen Stress-Cine-MRT exakt zu erkennen.