Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - PO_14_10
DOI: 10.1055/s-2003-818325

Extrauterine Deziduose mit postpartaler Blutung und fulminanter Gerinnungstörung

B Georges 1, S Piltz 2, T Ochsenkühn 3, S Blasenbreu-Vogt 4, U Hasbargen 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern
  • 2Chirurgische Klinik und Poliklinik – Großhadern
  • 3Medizinische Klinik II – Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universiät München
  • 4Pathologisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universiät München

Ektope Dezidua wird in nahezu allen abdominalen Lokalisationen nachgewiesen. Zumeist bei Schwangerschaften (SS), bekannt sind auch Fälle bei postmenopausalen Frauen und bei Endometriose. Sehr selten präsentiert sie sich mit dem klinischen Bild eines akuten Abdomens bei intraperitonealer Blutung.

Fall:

Eine 34 j. G1 P1 hatte sich nach unauffälliger SS mit vorzeitigem Blasensprung 7 Tage vor ET vorgestellt. Wegen vaginaler Blutung und suspektem CTG wurde eine eilige Sectio durchgeführt. Nach Entwicklung des Kindes zeigte sich eine Makrohämaturie bei unverletzter Blase. Der Quick wird mit 22%, die PTT als nicht messbar bestimmt. Daraufhin wurde die Patientin in unsere Klinik verlegt. Bei Ankunft förderte die intraabdominal platzierte Robinsondrainage massiv blutiges Sekret (Hb 6,2g/%). Nachdem mittels Fresh Frozen Plasma (FFP), Prothrombinkomplex (PPSB) und Erythrozytenkonzentraten die Gerinnung und der Kreislauf stabilisiert waren, wurde die Patientin laparotomiert. An der Uterushinterwand fand sich ein scharf begrenztes ca. 10'12cm großes massiv blutendes Areal. Die Blutung wurde durch Koagulation und Tabotampkompressen gestillt. Trotz Nierenversagen und Pankreatitis, in Folge des hämorrhagischen Schocks, konnte die Patientin 13 Tage postoperativ restitutio ad integrum entlassen werden.

Diskussion:

Über die Histiogenese von extrauteriner Dezidua kann nur spekuliert werden. Eine extrauterine Stromareaktion resultiert entweder aus der Neubildung – Deziduose – oder aus der dezidualen Transfomation von präexistenten Endometrioseherden. Ergebnisse neuerer Studien diskutieren eine Progesteron – induzierte Metaplasie von pluripotenten Stammzellen des Mesenchyms. Unklar bleibt, ob es sich um eine physiologische Reaktion oder pathologischen Prozess handelt.