Einleitung: Essstörungen sind mit einer Vielzahl geburtshilflicher Komplikationen assoziiert.
Bisher liegen nur wenige Daten zu Prävalenzen von Frauen im gebärfähigen Alter vor.
Material und Methoden: Über ein Fragebogeninventar wurden Daten zu anamnestischen oder aktuell andauernden
Essstörungen bei 951 Frauen mit 1570 Kindern erhoben. Eine Anorexia nervosa, Bulimia
nervosa, Binge eating oder nicht klassifizierbare Essstörungen (darunter anorektische
Reaktionen) wurden entsprechend der DSM IV Kriterien diagnostiziert.
Ergebnis: 5,7% der befragten Frauen berichteten über eine Essstörung. Von insgesamt 86 Schwangerschaften
während oder nach einer Essstörung wurde in 32,6% eine Anorexie, in 23,3% eine Bulimie,
in 2,3% eine Bulimie + Anorexie, in 8,1% eine anorektische Reaktion in 22,1% Binge
eating und in 11,6% nicht klassifizierbare Essstörungen angegeben. Bei insgesamt 20,9%
der Schwangerschaften dauerte die Essstörung auch während der Schwangerschaft an.
Die durchschnittliche Dauer betrug 6 Jahre.
Diskussion: Essstörungen stellen einen wichtigen Risikofaktor für geburtshilfliche Komplikationen
dar. Essstörungen, welche mit einer Gewichtszunahme einhergehen, treten gehäuft während
der Schwangerschaft auf. Essstörungen können sowohl indirekt z.B. durch Anstieg des
BMI wie auch direkt z.B. durch induziertes Erbrechen schädigend wirken.
Schlussfolgerung: Essstörungen sind ein nicht zu unterschätzendes Problem in der Betreuung schwangerer
Frauen. Da sie von Betroffenen häufig verheimlicht werden, sollten Essstörungen im
Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge exploriert und ggf. interdisziplinäre Betreuungsmodelle
angeboten werden.