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DOI: 10.1055/s-2003-818216
Erfahrungen mit einem Algorithmus zum Management der Terminüberschreitung
Problemstellung: Es bestehen verschiedene Meinungen darüber, wie weit der erwartete Geburtstermin überschritten werden kann, ohne dadurch für Mutter und Kind ein höheres Risiko einzugehen. Anhand unserer geburtshilflichen Daten aus früheren Jahren wurde für die Terminüberschreitung ein Algorithmus für das klinische Vorgehen entwickelt.
Patienten und Methoden: In einem zweijährigen Zeitraum wurde bei Schwangeren am Geburtstermin der Termin überprüft. Risikofälle wurden exkludiert, unauffällige Schwangerschaften bis zum Ende der 41. Schwangerschaftswoche (SSW) weitergeführt. Ab 41+0 SSW wurde die Einleitung angeboten. Bei Wunsch nach weiterem Zuwarten wurde eine Weheninduktion am Ende der 42. SSW empfohlen. Bei Einlingsgeburten aus der 40. bis 43. SSW wurden Parameter des kindlichen Outcome sowie geburtshilfliche Interventionen je nach SSW miteinander verglichen.
Ergebnisse: 2896 Geburten zwischen November 2000 und September 2002 verteilten sich folgendermassen: 40. SSW: n=1203, 41.SSW: n=1081, 42.SSW n=562, 43.SSW: n=50. Bei den Raten an vaginal-operativen Geburten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (40.SSW: 5,2%, n=63; 41.SSW: 6,9%, n=75; 42.SSW: 8,4%, n=47; 43.SSW: 14%, n=63). Die Raten an sekundären Kaiserschnitten stiegen signifikant von der 41. zur 42. SSW (p<0,01), und von der 42. zur 43. SSW (p<0,05) ebenfalls (40.SSW: 3,5%, n=42; 41.SSW: 5%, n=54; 42.SSW: 8,5%, n=48; 43.SSW: 20%, n=10). Die folgenden Parameter des kindlichen postpartalen Zustandes zeigten ab der 43. SSW signifikante Verschlechterungen (jeweils p<0,05): Die Apgar-Werte <7 nach 1 Minute: 40.SSW: 1,3%, n=16; 41.SSW: 1,7%, n=18; 42.SSW: 2%, n=11; 43.SSW: 8%, n=4. Azidoseraten mit pH-Werten <7,0 in der Nabelarterie: 40.SSW: 0,2%, n=2; 41.SSW: 0,5%, n=5; 42.SSW: 0,2%, n=1; 43.SSW: 4%, n=2. Azidoseraten mit pH-Werten <7,1 in der Nabelarterie: 40.SSW: 2,5%, n=30; 41.SSW: 2,7%, n=29; 42.SSW: 3,0%, n=17; 43.SSW: 10%, n=5. Bei den Neonatologie-Transferraten (40.SSW: 3,2%, n=38; 41.SSW: 3,6%, n=39; 42.SSW: 4,3%, n=24; 43.SSW: 10%, n=5) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Schlussfolgerung: Die Entbindung sollte bis zum Ende der 42. SSW erfolgen. Mit Beginn der 43.SSW ist mit einer signifikant höheren kindlichen Beeinträchtigung zu rechnen. Wir haben unseren Algorithmus angepasst, so dass wir jetzt nicht mehr spätestens Ende der 42. SSW einleiten, sondern zu diesem Zeitpunkt bereits entbunden haben wollen.