Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_01_01
DOI: 10.1055/s-2003-818065

Frühgeborene vor der 25.SSW – pränatale, perinatale und postnatale Aspekte

E Robel-Tillig 1, F Pulzer 1, M Knüpfer 1, C Vogtmann 1
  • 1Klinik für Kinder und Jugendliche, Universität Leipzig

Problem: Neonatologisches Wissen und intensivmedizinische Möglichkeiten haben das Überleben immer unreiferer Kinder ermöglicht. Bei der Behandlung extrem unreifer Frühgeborener (FG) <25 SSW werden medizinisch bedingt ethische Grenzen erreicht. Durch Analyse prä-, peri- und postnataler Befunde und des poststationären Verlaufes FG<25 SSW sollen Risiken der perinatalen Betreuung verdeutlicht werden.

Patienten und Methoden: Es werden die Verläufe von 27 FG (<25 SSW) ausgewertet. Als pränatale Faktoren werden: Infektionen, vorzeitiger Blasensprung, stationäre Aufenthalte, belastende Anamnese bewertet. Als perinatale Probleme definierten wir: Amnioninfektion, peripartale Blutungen, Tokolyse. Der Geburtsmodus wurde erfasst. Als postnatale Daten wurden Gewicht, NSApH, Apgar-Score registriert. Schweregrad des Atemnotsyndromes, Hirnblutungen, Pneumothoraces, Infektionen. Überlebende und verstorbene Kinder wurden hinsichtlich dieser Faktoren verglichen. Bei den überlebenden Kindern wurde der durchschnittliche Aufenthalt in der Klinik, Dauer der Beatmung und Sauerstoffsupplementation, sowie Spätkomplikationen ausgewertet

Ergebnisse: 13 der 27 FG überlebten. Pränatales Hauptproblem stellte die mütterliche Infektion dar. Es waren häufiger Infektionsparameter bei Müttern der überlebenden Kinder (70%) als bei denen der verstorbenen (50%) aufzuzeigen. Mütter der überlebenden FG wurden median 14 Tage präpartal stationär behandelt, Mütter der verstorbenen 3 Tage. Mütter der überlebenden FG hatten häufiger belastende Anamnesen als Mütter der verstorbenen FG. Bei 6 der 14 verstorbenen FG war eine vorzeitige Plazentalösung Indikation zur Sectio, bei keinem der überlebenden. Hinsichtlich des Geburtsmodus bestanden keine Unterschiede. 3 der verstorbenen Kinder, keines der überlebenden wurden postnatal transportiert. Postnatale Adaptation und Gewicht der überlebenden und verstorbenen FG waren nicht different. Hirnblutungen traten in beiden Gruppen zu 30% auf. Die überlebenden Kinder wurden median 135 Tage stationär betreut, benötigten median 34 Tage maschinelle Beatmung und 74 Tage zusätzliche Sauerstoffgabe. 6 der Kinder haben ophthalmologische Probleme, 4 leiden an einer bronchopulmonalen Dysplasie, bei 8 sind bisher neurologische Beeinträchtigungen nachweisbar.

Schlussfolgerung: Die Mortalität und Morbidität bei FG <25 SSW ist hoch. Es ließ sich aufzeigen, dass durch intensive pränatale Betreuung die Mortalität gesenkt werden kann. Enge perinatologische Zusammenarbeit muss die Erarbeitung von Konsenslösungen und Programmen zur Vermeidung der extremen Frühgeburt fördern.