Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 163
DOI: 10.1055/s-2003-816566

Entwicklung eines neurologischen, psychophysiologischen Messplatzes zur psychischen und physischen Belastungsuntersuchung, der SUEmpathy100

T Ziemssen 1, HV Lindeiner 1, M Süß 1, F Süß 1, H Reichmann 1
  • 1Dresden, Aue

Bei vielen neurologischen Erkrankungen treten neben den „klassischen“ neurologischen Störungen auch psychische Auffälligkeiten auf. Auf der anderen Seite kann umgekehrt eine gestörte Psyche wiederum die Ausprägung von neurologischen Symptomen beeinflussen. Um sowohl physische als auch psychische Komponenten erfassen und somit die Wechselwirkung zwischen physischen und psychischen Störungen feststellen zu können, wurde in Kooperation zwischen dem ANF-Labor der Neurologischen Uniklinik Dresden und der SUESS Medizin-Technik, Aue, ein neuartiger psychophysiologischer Messplatz (SUEmpathy100) entwickelt, der die Erfassung und Echtzeitanalyse psychophysiologischer Parameter über 24 Stunden hinweg erlaubt. Dieser Messplatz erfasst gleichzeitig sowohl bis zu 16 physiologisch-objektive (z.B. kardiovaskuläre Parameter, elektrodermale Aktivität, EEG, EMG) als auch psychologisch-subjektive Komponenten (z.B. kognitive, emotionale Parameter). Neben einem statischen Untersuchungsprotokoll, das als „Monitoring“ alle Parameter in Echtzeit darstellt, wurde eine dynamische Sequenz aus Ruhe-, Antizipations-, Belastungs- und Erholungsphase eingeführt. Dabei kann eine Vielzahl von Reizen bzw. Stressoren von physischen wie z.B. einer Ergometerbelastung über mentale Stressoren wie z.B. Rechenaufgaben bis hin zu emotionalen Belastungsmomenten verwendet werden. Zur Erfassung von Anamnesedaten und Fragebögen wurde ein spezieller Anamnese- und Fragebogenmanager entwickelt. Aktuell wird der Messplatz bei zwei wichtigen neurologischen Patientenkollektiven (Morbus Parkinson, Multiple Sklerose) eingesetzt, um die Zusammenhänge psychophysiologischer Funktionen und der jeweiligen neurologischen Grunderkrankung darstellen zu können. Dabei geht es darum, wie Patienten auf verschiedene Stressformen reagieren bzw. diese bewältigen können. Die Fähigkeit zur Stressbewältigung spielt insbesondere für Patienten mit diesen schweren chronischen neurologischen Erkrankungen eine wichtige Rolle. In Richtung einer therapeutischen Intervention soll die Fähigkeit des Patienten zur Interozeption untersucht und eventuell unterstützt werden.