Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 157
DOI: 10.1055/s-2003-816560

Fokuslokalisation mittels iktualer und interiktualer Perfusions-CT bei Epilepsien: Ein Stellenwert in der Akutdiagnostik?

R Wiest 1, C Ozdoba 1, C Brekenfeld 1, M Welter 1, F Donati 1, G Schroth 1
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Bildgebende Verfahren zur Messung regionaler iktualer und postiktualer zerebraler Perfusionsveränderungen im epileptogenen Fokus (MRT, SPECT, PET) stellen eine Ergänzung klinischer und elektrophysiologischer Untersuchungsverfahren dar. Ziel dieser Untersuchung ist die Wertigkeit von CT-Perfusionsuntersuchungen bei fokalen Epilepsien. Zehn Patienten (7 Patienten mit erstmaligem Anfallsereignis), ein Patient im Status epilepticus, zwei Patienten mit neuaufgetretener Verschlechterung einer bekannten symptomatischen fokalen Epilepsie wurden innerhalb von 2 Stunden nach einem Anfallsereignis mittels Perfusions-CT untersucht. Neben einer klinischen Untersuchung erfolgte ergänzend eine postiktuale EEG-Kontrolle. Für die Durchführung der Perfusions-CT wurden anhand der klinischen Anfallssemiologie und Anamneseerhebung die Schichtführung festgelegt und 2 Schichtebenen untersucht. 40ml Iomeron 400 wurden mit einer Flussgeschwindigkeit von 4ml/s intravenös injiziert und die Perfusionsparameter regionales Blutvolumen, regionaler Blutfluss und mittlere Transitzeit bestimmt. Bei einem Patientem im nicht-konvulsiven Status epilepticus fand sich eine regionale Perfusionssteigerung parietookzipital rechts in identischer Lokalisation wie im EEG. Bei beiden Patienten mit symptomatischer Epilepsie korrelierte der Herdbefund im EEG mit einer regionalen Perfusionsminderung im Herd und den strukturellen bildgebenden Veränderungen. Alle Patienten mit erstmaligem Anfallsereignis zeigten einen Normalbefund in der nativen und Kontrastmittel-gestützten CT, der regionalen Perfusionsmessung und des EEG. Regionale iktuale bzw. postiktuale Perfusionsänderungen können mittels Perfusions-CT im Rahmen einer Routineuntersuchung bei ausgewählten Patienten erfasst werden. Bei erstmaligem Anfallsereignis und normalem EEG konnten durch die regionale postiktuale Perfusionsmessung keine Zusatzinformationen gewonnen werden. Die Haupteinschränkung dieser Untersuchungstechnik stellt derzeit die Beschränkung der Untersuchung auf 2 Schichtebenen, bedingt durch die Größe des Detektors dar. Diese Einschränkung dürfte jedoch in Zukunft durch die Entwicklung geeigneter Detektoren überwunden werden.