Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 149
DOI: 10.1055/s-2003-816552

Lokalisation der epileptogenen Zone bei Erwachsenen mittels 3D-Bildfusion von [11C]-Flumazenil-PET und MRT: Vergleich mit subduralen EEG-Ableitungen

C Vollmar 1, S Arnold 1, R Linke 1, A Drzezga 1, P Bartenstein 1, S Noachtar 1
  • 1München, Mainz

[11C]-Flumazenil-PET scheint insbesondere bei pädiatrischen Epilepsiepatienten die epileptogene Zone zu identifizieren. Das Ziel dieser Studie war, die Lokalisation reduzierter GABA-A-Rezeptorbindung bei Erwachsenen mit dem Ergebnis invasiver EEG-Untersuchungen zu vergleichen. Hierfür wurde eine 3D-Bildfusionen des Flumazenil-PET mit der MRT durchgeführt. Bislang wurden 18 Patienten (13 männlich, 5 weiblich, Alter 15 bis 52 Jahre, Durchschnittsalter 36 Jahre) mit temporalen (n=5) und extratemporalen (n=13) Epilepsien untersucht. Bei allen Patienten wurden präoperative MRT und Flumazenil-PET-Untersuchungen angefertigt sowie ein invasives Epilepsiemonitoring mit subduralen Streifen oder Gitterelektroden und Lagekontrolle mittels CT durchgeführt. In 15 Fällen zeigte die MRT strukturelle Läsionen. In allen 18 Fällen konnte die epileptogene Zone durch die subdurale EEG-Ableitung identifiziert werden, 15 Patienten wurden epilepsiechirurgisch reseziert. Die Flumazenil-PET-Auswertung erfolgte sowohl mittels automatischer quantitativer Analyse, basierend auf 63 „regions of interest“ als auch durch visuelle Beurteilung durch vier verschiedene Untersucher. PET-Befunde mit einer Seitendifferenz von mehr als 10% in der automatischen Quantifizierung oder nach Konsensus der Untersucher wurden als pathologisch gewertet. Die exakte anatomische Lagebeziehung zwischen subduralen Elektroden und Flumazenil-PET-Befunden wurde durch dreidimensionale Bildrekonstruktion von fusionierten MRT, CT und PET-Daten bestimmt. Die automatische Quantifizierung der Flumazenil-PET lokalisierte die epileptogene Zone in 6 von 18 Fällen (33%) korrekt. Falsch positive Befunde zeigten sich bei 13 der 18 Patienten (72%). Der Konsensus mehrere Untersucher nach visueller Beurteilung identifizierte die epileptogene Zone bei 9 von 18 Patienten (50%) korrekt. Falsch positive Befunde ergaben sich hierbei in 8 Fällen (44%). Die farbcodierte 3D-Darstellung der fusionierten MRT und PET-Untersuchung konnte in 4 weiteren Fällen die epileptogene Zone identifizieren und bei 5 Patienten falsch positive Befunde aufdecken. Die Ergebnisse waren bei temporalen und extratemporalen Epilepsien vergleichbar. Die 3D Bildfusion von Flumazenil-PET und MRT verbessert die Auswertung von Flumazenil-PET in 50%. Die Korrelation von Flumazenil-PET-Hypointensitäten mit der morphologischen Struktur ermöglicht insbesondere die Unterscheidung zwischen physiologischen Rezeptorverminderungen im Bereich von Sulci und pathologischen Befunden im Hirnparenchym.