Kombinierte Blick- und Zeigebewegungen bei essenziellem Tremor

Auf einen Beitrag des Kleinhirns zur Pathophysiologie des essenziellen Tremors deuten Störungen von Greifbewegungen sowie Störungen der Augenfolgebewegungen (bei allerdings normalen Sakkaden). In der vorliegende Studie wurde untersucht, ob eine begleitende Handbewegung zusätzlich sakkadische Störungen demaskiert. Dazu wurden bei 13 Patienten mit essenziellem Tremor und 11 gesunden Kontrollen Zeigebewegungen der rechten Hand mit einem 3D-Ultraschallsystem (Zebris Tübingen) und Augenbewegungen mit der magnetischen Search-Coil-Technik (CNC, Seattle) registriert. Die Teilnehmer sollten möglichst schnell und genau von einem zentralen Fixationspunkt auf ein 10° exzentrisches Target (a) blicken, (b) blicken und zeigen und (c) nach einem „gap“ von 200 ms, in dem der Fixationspunkt bereits erloschen war, blicken und zeigen. Als Effektor zeigte das Auge kürzere Latenzen (signifikant in der Kontrollgruppe) und höhere Geschwindigkeiten (signifikant in der Patientengruppe), wenn die Hand als weiterer Effektor diente (Vergleich a vs. b). Hierin unterschieden sich Patienten und Kontrollen nicht. Ebenso ließ sich für die Hand als Effektor ein „gap Effekt“ (kürzere Latenz in c vs. b) weder für Patienten noch für Kontrollen nachweisen. In Bedingung (b) benötigten jedoch die Patienten im Vergleich zu den Kontrollen länger für ihre Zeigebewegung. Entsprechend war ihre Maximalgeschwindigkeit und ihre maximale Be- und Entschleunigung geringer. Zusammenfassend zeigten sich bei essenziellen Tremores zwar Störungen der Dynamik von Zeigebewegungen, jedoch nicht von Sakkaden. Weder überträgt sich eine Störung der Handbewegung auf das okulomotorische System, noch führt die kombinierte Inanspruchnahme des Kleinhirns zur Ausführung beider Bewegungen zur Demaskierung einer sakkadischen Störung.