Visuelle Suche nach Infarkten des visuellen Kortex oder des Kleinhirns: Ist das räumliche Arbeitsgedächtnis betroffen?

Die Analyse des sakkadischen Suchpfades bei der explorativen visuellen Suche abstrakter Stimuli hat sich als sensitiv für kognitive und sensorische Defizite bei Patienten mit visuellem Hemineglekt erwiesen: eine Fokussierung der Exploration auf die ipsilaterale Seite, wo eine erhöhte Anzahl von Refixationen sich als Auswirkung eines gestörten Arbeitsgedächtnisses zeigte, sowie fehlende Suchstrategien als frontales Defizit. Patienten mit okzipitalen Läsionen und Hemianopsie übersehen ebenfalls Zielobjekte im betroffenen Quadranten oder Halbfeld, Patienten mit Kleinhirn-Infarkten haben Störungen der Okulomotorik, der visuellen Aufmerksamkeit und fraglich auch des Arbeitsgedächtnisses. Uns interessierte, ob die visuelle Suche bei diesen Patienten ähnliche kognitive Defizite erkennen lässt. Wir analysierten die sakkadischen Augenbewegungen – aufgezeichnet mit der Search-Coil Methode – bei 10 Patienten mit okzipitalen Läsionen (8–10 Tage nach Infarkt), 4 Patienten mit Kleinhirn-Infarkten sowie bei 20 Normalprobanden, während sie in abstrakten Suchbildern nach definierten Zielobjekten unter 40–80 Distraktoren suchten. Zusätzlich wurde die Okulomotorik mittels visuell geführten Sakkaden untersucht. Während der visuellen Suche zeigten hemianope Patienten überwiegend eine intensivere Exploration in Richtung des betroffenen Gesichtsfeld-Bereiches. Im Gegensatz zu Patienten mit visuellem Hemineglekt zeigten hemianope Patienten intakte Suchstrategien, seltenere Refixationen und einen kürzere Bearbeitungsdauer als Neglekt-Patienten, jedoch längere Bearbeitungsdauern als altersgleiche Kontrollpersonen. Patienten mit Kleinhirn-Infarkten zeigten eine erhöhte Suchdauer, jedoch waren Suchstrategien sichtbar. Weiterhin war die Anzahl von Sakkaden und Refixationen von Items erhöht. Im Gegensatz zu Posterior-Infarkten ist das räumliche Arbeitsgedächtnis nach Kleinhirn-Infarkten offenbar defekt. Verlaufsmessungen bei Kleinhirn-Patienten zeigten jedoch eine gute Rückbildung dieses Defizites