Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 117
DOI: 10.1055/s-2003-816520

Polysomnographische Evaluation von Patienten mit unterschiedlichen Demenzen: erste Ergebnisse einer Vergleichsstudie

R Rocamora 1, A Haag 1, A Becker 1, A Thum 1, JC Krieg 1, U Hemmeter 1
  • 1Marburg

Patienten mit Demenz leiden neben ihrer kognitiven Störung an einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die häufig durch eine nächtliche Unruhe und ein Schlafverhalten während des Tages gekennzeichnet ist. Nur in wenigen Studien wurde bisher der Schlaf von Patienten mit Demenz polysomnographisch untersucht. In diesen Studien, die vorwiegend an Patienten mit Morbus Alzheimer durchgeführt wurden, zeigte sich neben einer Störung der Schlafkontinuität vor allem eine Reduktion des REM-Schlafs. In einer Studie bei Patienten mit Lewy Körperchen-Demenz finden sich neben einer gestörten Schlafkontinuität vermehrt periodische Beinbewegungen im Schlaf. Bei Patienten mit frontotemporaler Demenz wurde der Schlaf bisher nicht systematisch untersucht. In der noch laufenden Studie konnte bei bisher 18 Patienten ohne psychotrope Medikation eine Polysomnographie abgeleitet werden. Zehn Patienten (5 Männer, 5 Frauen, Alter 73,6±6,5 Jahre) litten an einer Demenz vom Alzheimer-Typ, sechs hatten eine frontotemporale Demenz (3 Männer, 3 Frauen, Alter 57,8±11,3 Jahre), bei zwei Patienten bestand der dringende Verdacht auf eine Lewy Körperchen-Demenz. Bei allen Patienten wurde zudem eine neuropsychologische Testung mit der CERAD-Testbatterie vorgenommen. Die Ergebnisse der bisher vorliegenden Daten zeigen, dass bei allen Patienten eine deutliche Störung der Schlafkonituität vorliegt und diese meist stärker ausgeprägt ist, als sie subjektiv wahrgenommen wird. Der REM-Schlaf war bei Patienten mit Morbus Alzheimer im Vergleich zu Patienten mit frontotemporaler Demenz reduziert. Zudem wurde bei Patienten mit Morbus Alzheimer häufig und bei einem Patienten mit Lewy Körperchen-Demenz das Auftreten von schlafbezogenen Atemstörungen gefunden, nicht aber bei frontotemporaler Demenz. Die Störung der Schlafkontinuität war nicht mit der in der CERAD-Testbatterie erhobenen kognitiven Leistung korreliert. Die bisherigen Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Störungen der Schlafkontinuität bei Patienten mit Demenz häufig auftreten und meist stärker ausgeprägt sind als dies von den Patienten selbst wahrgenommen wird. Zudem findet sich bei Patienten mit Morbus Alzheimer eine deutliche Reduktion des REM-Schlafs, die in dieser Studie bei Patienten mit frontotemporaler Demenz weit geringer ist. Bei vielen der untersuchten Morbus Alzheimer-Patienten wurden zudem klinisch relevante schlafbezogene Atemstörungen und auch periodische Beinbewegungen im Schlaf entdeckt, die mit der Störung des polysomnographischen Profils in Zusammenhang stehen und auch zur kognitiven Leistungsminderung beitragen könnten.