Transkranielle Gleichstromstimulation des motorischen Kortex verbessert implizites motorisches Lernen

Transkranielle Gleichstromstimulation moduliert non-invasiv die kortikale Erregbarkeit des Menschen. Anodale transkranielle Gleichstromstimulation erhöht, kathodale vermindert sie. Kortikale Erregbarkeitsveränderungen sind auch bei motorischen Lernvorgängen zu beobachten. Ziel der Studie war die Überprüfung, ob eine Erregbarkeitsveränderung durch transkranielle Gleichstromstimulation über an Lernvorgängen beteiligte kortikale Areale Lernprozesse beeinflussen kann. Anodale, kathodale oder Plazebo-transkranielle Gleichstromstimulation der primär-motorischen, prämotorischen, dorsolateralen und medialen präfrontalen Kortizes wurde während der Durchführung einer impliziten sequentiellen Fingerbewegungs-Aufgabe (Serial Reaction Time-Task) kontralateral zu der die Aufgabe durchführenden Hand appliziert. Im Rahmen der Serial Reaction Time-Task führen die Probanden Sequenzen von Tastendrücken auf einer Computer-Tastatur entsprechend den über einen Monitor dargebotenen Informationen wiederholt durch, wobei die Sequenzlänge die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses überschreitet. In 8 Blöcken wurde die Sequenz jeweils zehnmalig wiederholt, in den Blöcken 1 und 6 wurden Zufallssequenzen dargeboten. Während die Reaktionzeit-Reduktion in den ersten Blöcken sowohl auf implizites Lernen als auch auf wachsende Vertrautheit mit der Aufgabe zurückgeführt werden kann, ist die Leistungsverbesserung in den späten Blöcken? bei gleichbleibender Routine? ausschließlich auf implizites Lernen zurückzuführen. ANOVAs und t-Tests wurden für jeden stimulierten Kortex separat durchgeführt. Anodale transkranielle Gleichstromstimulation über dem primärmotorischen Kortex verminderte die Reaktionszeiten während der Durchführung der sequentiellen Fingerbewegung gegenüber der Plazebo-Stimulation, wohingegen kathodale Stimulation sowie transkranielle Gleichstromstimulation über den anderen getesteten Kortizes keinen Effekt hatte. Insbesondere der Vergleich des (Lern-) Blocks 5 mit dem (Zufallssequenzen-) Block 6 zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen anodaler und Plazebo-transkranieller Gleichstromstimulation in Block 5, wohingegen die Reaktionszeiten in Block 6 sich nicht zwischen diesen Bedingungen unterschieden. Aus den Ergebnissen dieser Studie kann geschlossen werden, dass der primärmotorische Kortex an der Aquisition impliziten motorischen Lernens beteiligt ist.