Zerebrale Vasoreaktivität auf repetitive visuelle Stimulation bei Migränepatienten mit Aura

Neurophysiologische Untersuchungen haben eine kortikale Hypersensitivität und eine fehlende Habituation auf verschiedene Stimuli als grundlegenden neuronalen Mechanismus bei Migränepatienten gezeigt. Diese Eigenschaften können möglicherweise auch auf die zerebrale Vasoreaktivität übertragen werden, die bisherigen Ergebnisse sind aber widersprüchlich. Wir analysierten die Stimulus-abhängigen Veränderungen der Flussgeschwindigkeiten in der Aa. cerebri media et posterior nach standardisierter visueller Stimulation mittels simultaner transkranieller Doppler-Sonographie. Die Resultate von 19 Migränepatienten mit Aura in der interiktualen Phase wurden mit jenen von 19 gesunden Kontrollpersonen verglichen. Eine Untersuchung mittels transkranieller Doppler-Sonographie bestand aus 10 Sequenzen von jeweils 10s Stimulation und 10s Ruhe. Um die Habituation der evozierten Antworten unter unveränderten Bedingungen zu analysieren, wurden die ersten 5 Sequenzen mit den letzten 5 verglichen. Der Anstieg der Flussgeschwindigkeiten während der Stimulation in den Aa. cerebri posterior et media war signifikant höher und schneller in der Migränegruppe als bei den Kontrollpersonen (p=0,017 and p=0,005). In der A. cerebri posterior wurde in beiden Gruppen keine Habituation nachgewiesen. In der A. cerebri media hingegen war der Anstieg in der Kontrollgruppe während den ersten 5 Sequenzen signifikant höher als in den letzten 5 Sequenzen (p=0,04). In der Migränegruppe wurde auch in der A. cerebri posterior keine Habituation beobachtet. Migränepatienten mit Aura weisen eine stärkere zerebrovaskuläre Antwort auf repetitive visuelle Stimuli im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen auf. Eine Habituation in der A. cerebri media wurde bei Migränikern im Gegensatz zur Kontrollgruppe nicht beobachtet.