Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 93
DOI: 10.1055/s-2003-816496

Die Bedeutung des EMG in der Identifikation und Botulinumtoxin-Behandlung dystoner Muskeln

M Naumann 1
  • 1Würzburg

Die richtige Auswahl und Identifizierung betroffener Muskeln ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Botulinumtoxin-Behandlung dystoner Bewegungsstörungen. Wenngleich die Behandlung meist aufgrund klinischer Kriterien möglich ist, kann die Elektromyographie ein wichtiges Hilfsmittel in der Planung und Durchführung einer optimalen Behandlung sein. Das konventionelle Nadel-EMG und die Nervenleitungsstudien zeigen, dass der periphere Nerv und die Funktion kortikospinaler Bahnen bei dystonen Bewegungsstörungen normal sind. Aufgrund der Überaktivität des motorischen Kortex infolge einer Basalgangliendysfunktion findet sich im Poly-EMG bei dystonen Bewegungsstörungen eine Ko-Kontraktion antagonistischer Muskelgruppen. Im Poly-EMG finden sich bei Dystonie eine spontane unwillkürliche Muskelaktivität in Ruhe oder postural, eine verstärkte Ko-Kontraktion antagonistischer Muskelgruppen während Willkürbewegung sowie ein „Overflow“ von Muskelaktivität in Muskelgruppen, die normalerweise nicht in die intendierte Bewegung einbezogen sind. Neben der Identifizierung dystoner Muskelaktivität kann das EMG im Rahmen einer Injektion dazu beitragen, den optimalen Injektionsort festzulegen. Dies gilt insbesondere für sogenannt schwierige Muskelgruppen wie im Bereich der Kiefermuskulatur oder der distalen Extremitätenmuskulatur. Anhand von Video-Beispielen werden Injektionstechniken in klinisch nur schwer identifizierbare Muskelgruppen demonstriert.