Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 80
DOI: 10.1055/s-2003-816483

Herzfrequenzvariabilität bei schwerstkranken Neugeborenen im Verlauf von Extrakorporaler Membran Oxygenierung (ECMO): Dynamik und Prädiktion

E Longin 1, M Teich 1, T Schaible 1, S Demirakca 1, T Lenz 1, S König 1
  • 1Mannheim

Die Erfassung der Herzfrequenzvariabilität gibt Aufschluss über den Funktionszustand des autonomen Nervensystems. Im Neugeborenenalter ist eine Reihe von Erkrankungen bekannt, die mit einer Einschränkung der Herzfrequenzvariabilität einhergehen. Wir untersuchten die durch schwerste kardio-respiratorische Erkrankungen im Neugeborenenalter induzierten Veränderungen der Herzfrequenzvariabilität unter ECMO-Therapie und im Verlauf. Ein Prädiktionsmodell bzgl. des Ausgangs der Erkrankung wird vorgestellt. Wir untersuchten 14 Neugeborene mit kardio-respiratorischem Versagen mehrfach unter ECMO-Therapie und im Verlauf. Folgende Parameter der Herzfrequenzvariabilität wurden berechnet: Standardabweichung (ms), Variationskoeffizient (%), RMSSD (root mean square of successive differences, ms) und der exspiratorische/inspiratorische Quotient. Weiterhin wurden Leistung und Gipfel in 3 Frequenzbändern berechnet: high frequency: 0,2–1Hz, medium frequency: 0,05–0,2Hz u. low frequency: 0,01–0,05Hz. Schwere Erkrankung führt bei Neonaten zu einer signifikanten Einschränkung aller berechneter Parameter der Herzfrequenzvariabilität; mit zunehmender klinischer Erholung ist ein Wiederanstieg messbar. Im Vergleich mit den Normwerten von gesunden Neonaten bleiben hochsignifikante Einschränkungen bestehen. Die Rundenanzahl unter ECMO beeinflusst signifikant einige Parameter der Herzfrequenzvariabilität. Die eingesetzten Medikamente scheinen keinen Einfluss auf die Herzfrequenzvariabilität zu haben. Schwere Erkrankungen führen bei Neugeborenen zu einer erheblichen Einschränkung der Herzfrequenzvariabilität, die mit zunehmender klinischer Erholung reversibel ist. Im Vergleich mit gesunden Neonaten bleiben jedoch erhebliche Veränderungen bestehen. Mittels ECMO-Development-Ratio (ED-Ratio) gelang die Trennung der überlebenden von den nicht-überlebenden Patienten schon im Verlauf von ECMO-Therapie.