Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 71
DOI: 10.1055/s-2003-816474

Funktionelle transkranielle Doppler-Sonographie zur Untersuchung der sprachlichen Hemisphärendominanz bei Kindern

G Kutschke 1, B Reitter 1, A Keilmann 1
  • 1Mainz

Eine Individualdiagnostik der sprachlichen Hemisphärendominanz ist mit derzeit verfügbaren, nicht-invasiven Untersuchungsmethoden (funktionelle MRI, MEG) in der Regel erst ab dem 10. Lebensjahr möglich. Demgegenüber bietet die funktionelle transkranielle Doppler-Sonographie gute Voraussetzungen, um zu einer Untersuchungsmethode für Kinder entwickelt zu werden. Es wurde ein Block-Paradigma mit interaktivem Untersuchungsablauf verwendet, zur Induktion sprachlicher Hirnaktivität eine still auszuführende Wortgenerierungsaufgabe eingesetzt. Bei n=18 normal entwickelten rechtshändigen Kindern (Alter 6,2±0,5 Jahre, 10 m, 8 w) wurde die Links-Rechts-Differenz der Blutflussgeschwindigkeit in den mittleren Hirnbasisarterien während der Ruhe- und Aktivierungsphasen (5s bzw. 15s) verglichen. Es ließ sich bei 17 von 18 Kindern ein geringgradiger, aber signifikanter linkshemisphärischer Anstieg der Blutflussgeschwindigkeit feststellen, der bei Jungen stärker ausfiel (p<0,05). Die funktionelle transkranielle Doppler-Sonographie erscheint für die nicht-invasive individuelle Untersuchung der Sprachlateralität schon im frühen Kindesalter geeignet. Im Hinblick auf einen möglichen Einsatz bei der Diagnostik vor Hirnoperationen ist die Validierung mit invasiven Verfahren anzustreben.