Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 68
DOI: 10.1055/s-2003-816471

Spiegelbewegungen und ipsilaterale motorisch evozierte Potenziale bei amyotropher Lateralsklerose

K Krampfl 1, B Mohammadi 1, L Komissarow 1, R Dengler 1, J Bufler 1
  • 1Hannover

Die frühe diagnostische Erfassung der Schädigung des ersten Motoneurons bei der amyotrophen Lateralsklerose ist häufig problematisch. In der vorgestellten Studie wurde das Auftreten von Spiegelbewegungen im Sinne von gleichsinnigen Mitbewegungen der entsprechenden kontralateralen Muskelgruppen bei feinmotorischen Bewegungen der Hand untersucht. 37 Patienten mit „möglicher“, „wahrscheinlicher“ oder „eindeutiger“ und 19 Patienten mit „verdächtiger“ amyotropher Lateralsklerose ohne klinische Zeichen der Beteiligung des kortikospinalen motorischen Systems, 19 Kontrollpatienten und 15 gesunde Probanden wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Spiegelbewegungen wurden klinisch, elektromyographisch und mithilfe der TMS untersucht. Bei der TMS-Untersuchung wurde insbesondere auf das Auftreten von ipsilateralen motorisch evozierten Potenzialen geachtet. Spiegelbewegungen wurden klinisch bei 15 Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (27%) und elektromyographisch bei 28 Patienten (50%) beobachtet. Ipsilaterale motorisch evozierte Potenziale im M. abductor pollicis brevis waren bei 34 (61%) der Patienten mit amyotropher Lateralsklerose und bei neun (47%) der 19 Patienten mit „verdächtiger“ amyotropher Lateralsklerose, jedoch nicht bei gesunden Probanden gefunden. Die zentralmotorische Leitungszeit war bei 15 Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (27%) verlängert. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass Spiegelbewegungen, insbesondere bei sensitiver Erfassung mittels klinisch elektrophysiologischer Methoden (EMG und TMS) auch in frühen Stadien der amyotrophen Lateralsklerose auftreten und ein Anzeichen einer beginnenden Schädigung des kortikospinalen motorischen Systems sein können.