Intrathalamische Prozessierung subliminaler somatosensorischer Reize

Nach subliminalen somatosensorischen Reizen zeigt sich eine kortikale funktionelle MRT-Deaktivierung. Hier wurde durch intrathalamische Ableitungen untersucht, ob SEP-Komponenten bereits subkortikal, unterhalb der Wahrnehmungsschwelle sensibler Reize, rekrutiert werden. Bei einem Tiefenhirn-stimulierten Patienten (38 Jahre; essentieller Tremor) wurden simultan Skalp-EEG (18 Kanäle) und Thalamus-EEG postoperativ abgeleitet (2 bipolare Kanäle von Elektroden in beiden Nucl. ventralis internus bei externen Schrittmacherkabeln; Abtastrate: 5 kHz, Bandpass: 0,05–1000Hz). Am rechten und linken N. medianus wurden bei 50, 70, 80, 90, 100 und 150% der sensiblen Schwelle jeweils 1000 elektrische Stimuli mit einer Frequenz von 4Hz appliziert. Die sensible Schwelle wurde bei einer Erkennrate von ca. 50% der applizierten Reize definiert. Bei allen Stimulationsstärken unterhalb der sensiblen Schwelle wurde kein Stimulus wahrgenommen. Im Thalamus konnten beidseits nach jeweils kontralateraler Stimulation frühe SEP-Komponenten ab einer Stimulationsstärke von 90% der sensiblen Schwelle identifiziert werden. Amplituden an den Thalamuselektroden lagen nach Stimulation mit 150/100/90% der sensiblen Schwelle rechtsseitig bei 10/0,35/0,05 mV sowie links bei 2,5/0,3/0,3 mV. Bei 80% sensibler Schwelle und niedrigeren Werten waren frühe intrathalamische Antworten nicht mehr identifizierbar. Bei überschwelliger Stimulation lagen die Peak-Latenzen der frühen Komponente bei 20 ms, bei den niedrigeren Stimulationsstärken bei 25–27 ms. Die kortikale N20 mit parietalem Maximum bei ca 22 ms war nur bis zur sensiblen Schwelle nachweisbar, darunter war kein sicheres Signal mehr darstellbar. Schwache (‘subliminale’) Reize können intrathalamisch prozessiert werden, ohne dass eine bewusste Wahrnehmung des Reizmaterials erfolgt. Diese thalamische Aktivierung ist Voraussetzung für eine thalamokortikale Weiterleitung subliminaler Reize, die eine funktionelle MRT-Deaktivierung im primären somatosensorischen Kortex durch Triggerung niederschwelliger intrakortikaler feed-forward-Inhibition begründen können.