Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 61
DOI: 10.1055/s-2003-816464

Vergleich von Isopotenzialmaps und inversen Quell-Lokalisationsverfahren am Beispiel sprachbezogener ereigniskorrelierter Potenziale

W Kawohl 1, C Norra 1, S Becker 1, C Prüter 1
  • 1Aachen

Die N400 ist ein ereigniskorreliertes Potenzial, das durch sematische Inkongruenzen bei der Präsentation von Sätzen oder Wortpaaren ausgelöst wird. Die Quell-Lokalisation später, zeitlich und räumlich ausgedehnter Potenziale wie der N400 ist im Vergleich zu frühen Potenzialen mit steilerem Anstieg einer größeren Variabilität unterworfen. Durch die Verwendung unterschiedlicher Methoden von Mappingstudien [1] über die Anwendung inverser Verfahren [2] bis hin zu intrakraniellen Ableitungen [3] zur Bestimmung der Topographie der N400 finden sich in der Literatur teils widersprüchliche Angaben. Unter Präsentation eines visuellen Paradigmas mit kongruenten in inkongruenten Wortpaaren wurde bei 10 gesunden Probanden mit 64 EEG-Kanälen ein kontinuierliches digitalisiertes EEG abgeleitet. Nach Mittlung entsprechender Datenabschnitte wurden die so generierten ereigniskorrelierten Potenziale mit verschiedenen Lokalisalionsmethoden bearbeitet. Isopotenzialmaps der Kopfoberfläche und die Lokalisationen der N400 mithilfe verschiedener Quellrekonstruktionsverfahren (regionale Quellen und Minimum-Norm-Lösungen) wurden berechnet und verglichen. Sowohl die Analyse regionaler Quellen als auch die von Minimum-Norm-Lösungen zeigt als Gemeinsamkeit temporale Generatoren, regionale Quellen lokalisieren zusätzlich in frontalen Strukturen. Im Gegensatz dazu weist die Feldverteilung der Isopotenzialmaps eine parietale Betonung auf. Durch die Anwendung von Minimum-Norm-Lösungen und regionalen Quellen werden Aussagen intrakranieller Ableitungen unterstützt. Lokalisatorische Aussagen allein auf der Basis von Isopotenzialmaps sind im Vergleich dazu nur erschwert möglich. Auch bei späten und niederfrequenten Potenzialen wie der N400 ist demnach die Anwendung inverser Verfahren zur Bestimmung beteiligter Hirnareale sinnvoll.