Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 43
DOI: 10.1055/s-2003-816446

Diagnostischer Wert der transösophagealen Echokardiographie bei Patienten mit zerebraler Ischämie

A Harloff 1, M Handke 1, J Wattchow 1, T Els 1, A Hetzel 1
  • 1Freiburg

Die transösophageale Echokardiographie ist bei der Abklärung zerebraler Ischämien die Methode der Wahl zum Nachweis proximaler Hochrisikoemboliequellen. Das Ziel der Studie bestand darin, die diagnostische Bedeutung der transösophagealen Echokardiographie bei Patienten mit ätiologisch ungeklärten Schlaganfällen zu untersuchen. 447 konsekutive Patienten unserer Stroke Unit wurden bislang eingeschlossen. Bei allen ist neben der Routineabklärung – Duplexsonographie der hirnzuführenden Gefäße, EKG, transthorakale Echokardiographie und zerebraler Bildgebung – ein transösophageales Echokardiogramm durchgeführt worden. Die Klassifikation der Infarktätiologie erfolgte gemäß den TOAST-Kriterien. Als Hochrisikoemboliequelle wurden festgelegt: Thromben im linken Vorhof, Vorhofohr oder Ventrikel, komplexe aortale Plaques im transösophagealen Echokardiogramm, Linksherzinsuffizienz mit einer Ejektionsfraktion <30% im transthorakalen Echokardiogramm, Vorhofflimmern im EKG sowie hochgradige Stenosen in der Duplexsonographie. Als potentielle kardiale Emboliequellen wurden offenes Foramen ovale, Vorhofseptumaneursyma, aortale Plaques von >3 und <4mm im transösophageale Echokardiogramm, Mitralklappenstenose/-kalzifikation im transthorakalen Echokardiogramm sowie mittelgradige Stenosen in der Duplexsonographie eingeteilt. Bei 210 (47%) Patienten konnte der Schlaganfall mittels Routineabklärung ätiologisch zugeordnet werden. Unter den übrigen 237 Patienten gelang bei 38 (16%, d.h. 8,5% aller Patienten) erst im transösophageale Echokardiogramm der Nachweis einer Hochrisikoemboliequelle. Von diesen zeigten sich bei 33 aortale Plaques >4mm, in 9 mit aufgelagerten Thromben, bei drei Patienten Thromben im linken Vorhof/-ohr. Bei 106 der 237 Patienten (44,7%) stellte das transösophageale Echokardiogramm potenzielle kardiale Emboliequellen dar. Das transösophageale Echokardiogramm wies eine kardiale Hochrisikoemboliequelle in 16% der Patienten nach, bei denen eine ätiologische Zuordnung des Schlaganfalles nach der Routinediagnostik nicht gelang. Insbesondere hier kommt dem transösophagealen Echokardiogramm bei der Wahl der Sekundärprophylaxe (orale Antikoagulation, Thrombozytenaggegationshemmung) wesentliche Bedeutung zu. Ferner konnte bei 8,5% aller Patienten eine zusätzliche kardiale Hochrisikoemboliequelle identifiziert werden. In Verbindung mit anderen individuellen Risikofaktoren (Alter, Thrombophilie, assoziierte tiefe Beinvenenthrombose) kann das transösophageale Echokardiogramm helfen, optimale Behandlungsstrategien zu finden.