Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 19
DOI: 10.1055/s-2003-816422

Lungenfunktion beim Morbus Parkinson

CC Brueck 1, WH Jost 1
  • 1Wiesbaden

Parkinson-Patienten sind bei der Durchführung komplexer, rasch aufeinanderfolgender Bewegungen behindert. Auch die Atmung stellt eine komplexe repetitive Bewegung dar, die durch die Erkrankung beeinträchtigt werden könnte. Des Weiteren ist das Auftreten eines Rigors der Brustmuskulatur möglich. Eine weitere Erklärung für die eingeschränkte Lungenfunktion könnten autonome Funktionsstörungen sein. Wir untersuchten, ob und welche Lungenfunktionsstörungen bei Parkinson-Patienten vorliegen und deren Zusammenhänge mit dem klinischen Bild. Untersucht wurden 32 Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom. Der Schweregrad der Erkrankung wurde mit der Hoehn und Yahr-Skala, die Ausprägung mit der „Webster Rating-Scale“ bestimmt. Bei jedem Patienten wurde eine Spirometrie durchgeführt und klinisch in die 3 Prädominanztypen des idiopathischen Parkinson-Syndroms eingeteilt. Anhand der Spirometrieergbnisse (Vk, FVC, FEV1%VC) wurde unterteilt: 1. Normale Lungenfunktion, 2. obstruktive Lungenfunktionsstörung, 3. restriktive Lungenfunktionsstörung, 4. kombinierte obstruktiv-restriktive Lungenfunktionsstörung. 22 (68,8%) Patienten wiesen eine pathologische Lungenfunktionsstörung (13 obstruktive, 5 restriktive, 4 kombinierte) auf. Die Patienten mit einer pathologischen Lungenfunktion waren durchschnittlich älter als jene mit normaler (durchschnittliche Erkrankungsdauer in beiden Gruppen 7,8 Jahren). Unterschiede in der Verteilung auf die klinischen Prädominanztypen zeigten sich in den 4 Lungenfunktionsgruppen nicht. Jeweils die Hälfte der Patienten mit normaler respektive pathologischer Lungenfunktion waren in den Stufen 1–2 der Hoehn und Yahr-Skala und 50% beider Gruppen in 3–4. Nach dem Webster-Rating waren 68,1% der Patienten mit pathologischer Lungenfunktion einem mittelschweren bis schweren Parkinson-Syndrom zuzuordnen, gegenüber nur 40% mit normaler Lungenfunktion. Drei Viertel der untersuchten Patienten wiesen eine pathologische Lungenfunktion auf. Das Krankheitsstadium und die Erkrankungsdauer scheint in Bezug auf die Lungenfunktion weniger entscheidend zu sein als die medikamentöse Einstellung, die sich in dem Webster-Score widerspiegelt. Der Prädominanztyp zeigte keinen Einfluss auf das Auftreten und die Art der Lungenfunktionsstörung. Pneumonien und Bronchitiden spielen in der Mortalitätsstatistik bei Parkinson-Patienten eine führende Rolle, so dass ein Verbesserung der Lungenfunktion durch eine gute Atemgymnastik und medikamentöse Einstellung ein wichtiger Faktor für die Lebenserwartung der Parkinson-Patienten ist.