Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 2
DOI: 10.1055/s-2003-816405

Computerunterstützte Analyse der Muskelfaserleitgeschwindigkeit in der Diagnostik myopathischer und neurogener Prozesse

F Andreas 1, T Vogt 1
  • 1Frankfurt, Mainz

Die Untersuchung der Muskelfaserleitgeschwindigkeit erlaubt über das EMG hinaus eine Charakterisierung funktioneller Eigenschaften des Muskels, wurde aber praktisch nicht in die Routinediagnostik aufgenommen, weil zu zeitaufwendig und zu belastend für den Patienten. Durch eine Vereinfachung des Untersuchungsganges und die Verwendung eines computerunterstützten Akquisitions- und Auswerteprogramms lassen sich in einem Untersuchungszeitraum von ca. 45 Minuten bis zu 1400 Fasern untersuchen. Stimuliert und abgeleitet wird mit blanken Stahlnadeln. Bei einem Abstand von 10cm zwischen Reiz und Ableitelektrode lassen sich die einzelnen Fasern durch temporale Dispersion gut abgrenzen. Das Spektrum der Leitgeschwindigkeiten lässt sich statistisch durch Mittelwert bzw. Median, Minimum, Maximum aber auch durch die 5., 25., 75. und 95. Perzentile gut charakterisieren. Bei der Erstellung von Normwerten zeigt sich eine leichte, nicht signifikante Altersabhängigkeit. Die Werte sind höher bei männlichen als bei weiblichen Kontrollen. Patienten mit Myopathie zeigen eine Verschiebung nach links mit verlangsamter Leitgeschwindigkeit sowohl der langsamen als auch der ursprünglich schnelleren Fasern. In neurogen veränderten Muskeln ist das Spektrum hingegen nach oben und unten verbreitert. Die Abgrenzung von Gesunden gelingt in beiden Gruppen leicht; im Vergleich zu Myopathien sind in neurogenen Prozessen die 75., 95. Perzentile und die maximale Leitgeschwindigkeit signifikant höher.