Zielsetzung: Der Gesamterfolg der Therapie der juvenilen Adipositas zeichnet sich neben den Effekten
bezüglich des BMI durch eine Vielzahl weiterer Effekte aus. Die Steigerung der koordinativen/konditionellen
Leistungsfähigkeit stellt einen Prädiktor für die langfristige Gewichtsstabilisierung
dar. Mit dem „Münchner Fitnesstest“ (MFT), einer einfachen Testbatterie zur Überprüfung
der koordinativen/konditionellen Leistungsfähigkeit, könnte ein aussagekräftiges Instrument
zur Erfolgskontrolle definiert werden. Zielsetzung ist die Überprüfung der Einsetzbarkeit
des MFT zur Abbildung der Erfolge der Langzeittherapie extrem adipöser Jugendlicher
und die Bestimmung des Zusammenhangs zwischen den konditionellen/koordinativen Fähigkeiten
und dem Adipositas-Schweregrad einerseits sowie der maximalen Sauerstoffaufnahme andererseits.
Methode: 56 Patienten (w35/m21; Alter 16,4±2,5; BMI zum Untersuchungszeitpunkt 36,5±7,1) des
stationären Insula-Langzeit-Therapiekonzeptes (Sporttherapie, Ernährungstherapie,
Psychotherapie, erlebnispädagogische Maßnahmen). Überprüfung der konditionellen/koordinativen
Fähigkeiten mit dem MFT bei differenzierter Betrachtung der Teilergebnisse. Überprüfung
der Zusammenhänge durch Rang-Korrelationstest (Spearman) und stichprobenunabhängiger
Vergleiche durch U-Test (Mann-Whitney).
Ergebnisse: Die MFT-Mittelwerte des Kollektivs liegen deutlich unter den alters- und geschlechtsspezifischen
Normwerten (p<0,001). Zusammenhänge bestehen zwischen BMI und den MFT-Mittelwerten
(-0,24), sowie in den Einzeltests zwischen BMI und „Zielwerfen“ (-0,26) bzw. „Halten-im-Hang“
(-0,34). Beim „Halten-im-Hang“ schafften 42 Probanden keine 3 Sekunden. Eine Korrelation
zur maximalen Sauerstoffaufnahme bei Therapiebeginn besteht nicht.
Zusammenfassung: Der MFT ist mit wenig Aufwand auch bei extremer Adipositas in der stationären Rehabilitation
mit Einschränkungen durchführbar. Die Testübung „Halten-im-Hang“ scheint für adipöse
Jugendliche ungeeignet. Das Kollektiv zeigte wesentlich geringere koordinative/konditionelle
Fähigkeiten als normalgewichtige Gleichaltrige (Normwerte) und einen mäßigen Zusammenhang
zwischen dem BMI und der Leistungsfähigkeit. Verlaufstests nach 3-monatiger Therapie
werden derzeit durchgeführt und zusätzlich vorgestellt.