Im Gegensatz zum modernen Intensivobstbau mit Sortimentseinschränkung auf Hauptsorten
ist im Streuobstbau ein breit gefächertes Sortenspektrum vorhanden, das auch die geschmackliche
Vielfalt erhalten kann. Der gesundheitliche Aspekt solcher Sorten ist nennenswert
(Pektine, Mineralstoffe, Spurenelemente, wichtige Vitamine, Fruchtsäuren, Zucker und
Gerbstoffe). Die spezifischen Inhaltsstoffe geben wesentliche Einblicke in die stoffliche
Zusammensetzung der Früchte, die unter anderem für die diätische Beratung für Adipöse
und Diabetiker als Sortenempfehlung dient.
Bei einer initialen Verkostung wurden von etwa 180 Apfelsorten 45 Sorten als geschmacklich
harmonisch eingestuft und nachfolgend einer Nährstoffanalyse (Zucker, Säure, Gerbstoffe)
unterzogen. Von den 45 näher untersuchten Sorten weisen 5 Sorten Zuckerwerte <=100g/kg
FG, weitere 20 Sorten Zuckerwerte <=125g/kg FG auf. Besonders zuckerhaltig und daher
für eine zuckerarme Ernährung nicht empfehlenswert sind 2 Sorten, deren Zuckerwerte
sogar 200g/kg FG übersteigen – die Gelbe Baumann Renette und der Rheinische Bohnapfel.
Der Geschmack reicht im Gegensatz zur Volksmeinung jedoch nicht für die Klassifikation
aus: Sorten, die rein geschmacklich als sauer bis sehr sauer eingestuft wurden, enthalten
oft ebenfalls große Mengen an Zuckern – wie der Weiße Astrachan und Jakob Lebel (>200g/kg
FG).
Schlussfolgernd zeigt sich, dass die simple Empfehlung, „saure Äpfel“ zu essen, nicht
ausreicht und Tabellen über die Inhaltsstoffe der Obstsorten zu erstellen sind. Für
den Diabetiker bedeutsam erscheint der überaus variable Zuckergehalt, der nicht mit
„1 BE pro 100g Apfel“ simplifiziert dargestellt werden darf.
Diese Studie wurde durch Bund-Bundesländer Kooperation und Interreg IIIa finanziert.