Adipositas bedingt veränderte hormonelle Ansprechbarkeit und veränderte Sekretionsmuster
des Fettgewebes. Viele dieser Prozesse werden auch auf transkriptioneller Ebene reguliert.
Unser Ziel war es, die Genexpressionsänderungen im Fettgewebe bei Adipositas umfassend
zu beschreiben. Mittels Nadelbiopsie wurden subkutan-abdominelle Fettgewebeproben
von 80 klinisch umfassend charakterisierten postmenopausalen Frauen entnommen. Genexpression
wurde mittels cDNA Macroarrays (Genexpressionsmuster) und TaqMan-RT-PCR (Kandidatengene)
untersucht. Die Gesamtzahl von 73.000 cDNA Klonen der Human Unigene cDNA Library wurde
auf sechs Nylonmembranen gespottet und mit einer repräsentativen Auswahl (n=18) der
Fettgewebeproben hybridisiert. Basierend auf diesen Ergebnissen wählten wir 3.000
cDNA Klone aus, die eine differentielle Expression zwischen Schlanken und Adipösen
bei niedrigem Grenzwert zeigten, und stellten mit diesen 120 Nylonmembranen zur Analyse
der gesamten Studie her. Umfangreiche Kontrollexperimente und Optimierungsschritte
ermöglichen die reproduzierbare Durchführung dieser komplexen Untersuchungsmethode.
Expressionsergebnisse für Adiponectin, Interleukin-6 und 11ß-HSD1 und 11ß-HSD2 weisen
auf transkriptionelle Mechanismen bei der Regulation dieser Proteine bei Adipositas
hin. Eine Vielzahl von Genen, die Enzyme der mitochondrialen Fettsäureoxidation kodieren,
sind gleichsinnig bei Adipositas herunterreguliert (Palmitoyl-CoA-Ligase, Enoyl-CoA-Hydratase,
L-3-Hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase), so wie auch ein Gen der Fettsäuresynthese (Acetyl-CoA-Carboxylase
a). Das Gen für den Lipolysestimulator ANP ist bei adipösen Frauen stärker exprimiert,
so wie auch der ANP-clearance-Rezeptor. Dieser könnte die erniedrigten ANP-Plasmaspiegel
bei Adipositas erklären und eine Rolle für die adipositas-assoziierte Hypertonie spielen.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Analyse von Genexpressionsprofilen in
der Lage ist, bekannte Regulationsprozesse abzubilden (Bsp.: verminderte adipocytäre
Fettsäureoxidation). Durch den globalen Ansatz wird es möglich sein, neue Kandidatengene
für adipositas-assoziierte Regulationsprozesse oder adipositas-assoziierte Erkrankungen
zu identifizieren.