Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63 - F-G 10
DOI: 10.1055/s-2003-815197

MRT-Morphologie des Stressharnkontinenz-Kontrollsystems bei Frauen mit Stressharninkontinenz

R Tunn 1, D Beyersdorff 2, J Neymeyer 1, K Goldammer 1, A Gauruder-Burmester 1, B Hamm 2, W Lichtenegger 1
  • 1Frauenklinik, Charité, Medizinische Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2Institut für Radiologie, Charité, Berlin, Deutschland

Zielsetzung: Sind bei Frauen mit Stressharninkontinenz Pathomorphologien des M. levator ani, der Fascia endopelvina und der Urethra kernspintomographisch standardisiert und reproduzierbar nachweisbar?

Materialien und Methoden: 54 Frauen (52,1±10,5 Jahre) mit Stressharninkontinenz wurden kernspintomographisch mittels PD-gewichteter Turbo-Spin-Echo-Sequenzen mit einer Schichtdicke von 4mm und einem Zwischenabstand von 0,8mm (1.5 Tesla Magnetom Vision, FA Siemens) untersucht. Die transversalen Schnittebenen in Höhe des Blasenhalses, der proximalen und mittleren Urethra wurden ausgewertet.

Ergebnisse: Veränderungen des M. sphincter urethrae externus wurden pathomorphologisch gewertet, wenn seine zirkuläre Konfiguration im Sinne einer dorsal reduzierten Muskelschicht (37%) bzw. Omegaform (13%) verändert und seine Signalintensität visuell höher als die des M. obturatorius internus (50%) war. Bei 70% der Frauen mit veränderter Konfiguration des M. sphincter urethrae externus war auch seine Signalintensität erhöht (p=0,001). Pathomorphologische Veränderungen des M. levator ani waren ein einseitiger Substanzverlust (30%) und eine erhöhte Signalintensität verglichen zum M. obturatorius internus (28%). Sein Ursprung am Os pubis war in 19% der Frauen kernspintomographisch nicht darstellbar. Zentrale Defekte der Fascia endopelvina waren in 39% (n=21), laterale Fasziendefekte in 46% (31% beidseitig; in 15% einseitig) nachweisbar. 39% mit Verlust der symphysenwärts konkaven Konfiguration der vorderen Vaginalwand zeigten signifikant häufiger laterale Defekte der Fascia endopelvina (p=0,001) und Defekte des M. levator ani (p=0,016).

Zusammenfassung: Kernspintomographisch können standardisiert und reproduzierbar Befunde objektiviert werden, die den aktuellen Theorien zur Pathogenese der Stressharninkontinenz gerecht werden und für die urogynäkologische Forschung unverzichtbar sind.