Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63 - F-G 01
DOI: 10.1055/s-2003-815188

Expression und Funktion des GnRH-Typ-II-Rezeptors in gynäkologischen Karzinomen

C Gründker 1, AR Günthert 1, G Emons 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Göttingen, Deutschland

Die meisten humanen Endometrium- und Ovarialkarzinome exprimieren GnRH-I und seinen Rezeptor als Teil eines negativen autokrinen Regulationssystems der Zellproliferation. Der GnRH-I-Antagonist Cetrorelix wirkt dabei ähnlich antiproliferativ wie GnRH-I-Agonisten. Dies würde bedeuten, dass die Dichotomie von GnRH-I-Agonisten und Antagonisten für humane Tumorzellen nicht gilt. Eine Ausnahme bildet die Ovarialkarzinomzelllinie EFO-27. Hier wirkt der GnRH-I-Antagonist Cetrorelix nicht antiproliferativ, sondern hebt, wie ein echter Antagonist, die antiproliferative Wirkung der GnRH-I-Agonisten dosisabhängig auf. Die Entdeckung eines zweiten GnRH-Systems (GnRH-II, GnRH-II-Rezeptor) in humanen Endometrium- und Ovarialkarzinomzellen könnte eine Erklärung für diese ungewöhnlichen Effekte liefern.

Zielsetzung: Die vorliegende Studie soll klären, ob die antiproliferativen Effekte des GnRH-I-Antagonist Cetrorelix über den GnRH-II-Rezeptor vermittelt werden.

Methoden: Mittels Proliferationsassay, RT-PCR und Southern Blot sollen die Effekte von Triptorelin, Cetrorelix und GnRH-II mit der Expression von GnRH-I- und GnRH-II-Rezeptoren korreliert werden. Mithilfe eines GnRH-I-Rezeptor-Antisense-Plasmids soll überprüft werden, welche Auswirkungen der Knock-Down des GnRH-I-Rezeptors hat.

Ergebnisse: Humane Endometrium- und Ovarialkarzinomzellen, deren Wachstum sich sowohl durch den GnRH-I-Agonisten Triptorelin als auch durch den GnRH-I-Antagonisten Cetrorelix hemmen lässt, koexprimieren GnRH-I- und GnRH-II-Rezeptoren. In der Ovarialkarzinomzelllinie EFO-27 konnte dagegen nur die Expression von GnRH-I-Rezeptoren nachgewiesen werden. In Tumorzellen mit GnRH-I-Rezeptor und GnRH-II-Rezeptor-Expression konnte durch Knock-Down des GnRH-I-Rezeptors die antiproliferative Wirkung des GnRH-I-Agonisten Triptorelin aufgehoben werden, während der GnRH-I-Antagonist Cetrorelix und GnRH-II weiterhin antiproliferativ wirkten.

Zusammenfassung: Die antiproliferative Wirkung des GnRH-I-Antagonisten Cetrorelix in humanen Endometrium- und Ovarialkarzinomzellen wird nicht durch den GnRH-I-Rezeptor, sondern den GnRH-II-Rezeptor vermittelt. Der GnRH-I-Antagonist Cetrorelix wirkt am GnRH-II-Rezeptor als Agonist.