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DOI: 10.1055/s-2003-815163
Elektromagnetische Wechselfelder modulieren die Tamoxifenwirkung auf MCF-7-Zellen
In industrialisierten Ländern nahm die Brustkrebsinzidenz im letzten Jahrhundert parallel zur Elektrifizierung stetig zu. Unvermeidbare Begleiterscheinung der Nutzung elektrischer Energie ist die zunehmende Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF). Tamoxifen ist als partieller Estrogenrezeptorantagonist das am häufigsten angewandte Medikament beim Mammakarzinom. Zielsetzung unseres vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderten Projektes war es, herauszufinden, ob niederfrequente EMF die proliferationsinhibierende Tamoxifenwirkung modulieren.
Materialien und Methoden: Zur Erzeugung eines reproduzierbaren homogensinusförmigen 50Hz EMF wurden spezielle Expositionsinkubatoren entwickelt. In diesen wurden verschiedene Mammakarzinomzelllinien bei aufsteigenden Tamoxifenkonzentrationen einer homogenen elektromagnetischen Wechselfeldstärke von 0µT, 1,2µT, 10µT und 100µT ausgesetzt. Nach 7 Tagen wurde die erreichte Zellzahl mittels kolorimetrischen Test bestimmt, Dosis-Wirkungskurven bei den verschiedenen Feldstärken erstellt und aus diesen die EC50-Werte für Tamoxifen vergleichend errechnet.
Ergebnisse: Ohne Magnetfeld bewirken niedrige Tamoxifenkonzentrationen (<2×10-7M) einen proliferativen Effekt. Mit steigender Konzentration überwiegt der antiproliferative Effekt (halbmaximale Wirkung bei 2,2×10-6M). 1,2µT Feldstärke verschiebt die proliferationssteigernde Tamoxifenwirkung zu höheren Konzentrationen (10-6M), deshalb bedarf es einer mehr als doppelt so hohen Tamoxifenkonzentration, um eine 50%ige Wachstumshemmung zu erreichen. Bei 10µT und 100µT nimmt diese Verschiebung der Hemmkurve graduell wieder ab („Fenstereffekt“).
Zusammenfassung: Eine modulierende EMF-Wirkung konnte klar nachgewiesen werden. Bezüglich der klinischen Tamoxifenanwendung ist beachtenswert, dass unter 1,2µT Feldstärke 1µM Tamoxifen das Zellwachstum maximal stimuliert. 1µM entspricht der Serumkonzentration unter Tamoxifentherapie. Das Verhalten EMF-exponierter Zellen ähnelt dem von Brustkrebszellen, die unter Therapie eine Tamoxifen-Resistenz mit Verschiebung des Verhältnisses von Co-Aktivatoren bzw. -Repressoren entwickelt haben.