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DOI: 10.1055/s-2003-815150
Nicht die Tumorbiologie, sondern die postoperative makroskopische Tumorfreiheit ist die wichtigste prognostische Variable bei der Behandlung des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms
Fragestellung: Mit dieser Studie sollten die Langzeitergebnisse bestimmt werden und Prognosefaktoren identifiziert werden, die das Überleben bei Frauen mit fortgeschrittenem epithelialem Ovarialkarzinom und maximaler zytoreduktiver Operation beeinflussen.
Methoden: Zwischen 1996 und 2001 wurden alle 99 Patientinnen, die an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf primär zytoreduktiv bei der Diagnose fortgeschrittenes Ovarialkarzinom operiert wurden, ausgewertet. In dieser Zeit wurde bei allen Patientinnen postoperative makroskopische Tumorfreiheit angestrebt. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 21 (0–72) Monate. Es fanden sich 76 Patientinnen im Stadium FIGO III sowie 23 im Stadium FIGO IV.
Ergebnisse: Bei 57 Patientinnen (58%) konnte intraabdominal makroskopische Tumorfreiheit erreicht werden, 27 (27%) konnten mit einem Tumorrest <1cm operiert werden. In einer Schwellenwertanalyse war ein Tumorrest ab >0,9cm mit einer Verschlechterung der Prognose assoziiert, d.h. bei 85% der Patientinnen konnte ein „optimales zytoreduktives Ergebnis“ erreicht werden. Eine Platin-haltige Chemotherapie erhielten 91%, 71 (72%) in Kombination mit Taxol. Die mediane Überlebenszeit des Gesamtkollektivs lag bei 48 Monaten, die 5-Jahresüberlebensrate lag bei 42%. Die Komplikationsrate lag bei 31%, die Mortalität (postoperativ innerhalb von 90 Tagen) bei 3%. In der Subgruppe der Patientinnen mit makroskopischer Tumorfreiheit (57) wurde die Überlebens- und Komplikationsrate auf der Basis der Tumorbiologie untersucht. Als „Biomarker“ für eine aggressive Tumorbiologie wurden Aszitesmenge >500ml (32 vs. 25) und die Notwendigkeit der Resektion von Darm (n=37), Zwerchfell (n=35) oder eines Oberbaucheingriffs (Leberteil- Pankreasteilresektion, Splenektomie; n=16) gewertet. Die Überlebensrate und die Komplikationsrate wurden durch keine dieser Zusatzkriterien beeinflusst. In der multivariaten Analyse der Überlebenswahrscheinlichkeit des Gesamtkollektivs war die Größe des Tumorrestes der einzige unabhängige Prognosefaktor. Das Risiko, an dem Tumorleiden zu versterben, reduziert sich durch die Tatsache der makroskopischen Tumorfreiheit um 35% (p=0,011; 5% KI 5–56%). Durch die Kombination mit Taxol konnte in unserem Kollektiv keine Prognoseverbesserung erreicht werden.
Schlussfolgerung: Optimale Zytoreduktion ist bei den meisten Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom ohne Steigerung der Komplikationsrate durchführbar. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Prognose nicht von der Tumorbiologie oder dem Tumorausbreitungsmuster abhängt, sondern allein von der Größe des postoperativ verbleibenden Tumorrestes. Deshalb muss auch bei Patientinnen mit Zeichen einer aggressiven Tumorbiologie makroskopische Tumorfreiheit angestrebt werden.