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DOI: 10.1055/s-2003-815133
Nachweis Antigen präsentierender Zellen mit DC-SIGN (CD209)-Expression in der Dezidua der Frühgravidität – ein Schlüssel zum Verständnis der Immuntoleranz in der Schwangerschaft?
Zielsetzung: Das Gleichgewicht zwischen aktiver Immunabwehr und Immuntoleranz gegenüber dem allogenen Embryo ist von entscheidender Bedeutung für die normale Frühschwangerschaft. Da dendritische Zellen (DC) an der Ausbildung einer peripheren Immuntoleranz in der Dezidua über eine veränderte Präsentation fetaler Antigene maßgeblich beteiligt sein könnten, führten wir eine detaillierte immunhistochemische und funktionale Analyse der DC-Populationen in der Dezidua der Frühschwangerschaft und nichtschwangerem Endometrium durch.
Materialien und Methoden: Immunhistochemie zum Nachweis verschiedener Oberflächen-Antigene (HLA-DR, CD14, CD68, CD83, DC-SIGN u.a.) an Gefrierschnitten humaner Dezidua der Schwangerschaftswochen 7–9 (n=15) sowie von nichtschwangerem Endometrium (n=17). Isolation der DC mittels Immunseparation im magnetischen Zellseparator, Phänotypisierung mittels Durchflusszytometrie und funktionale Charakterisierung in primären Lymphozyten-Stimulationstests.
Ergebnisse: Während sich die klassischen Makrophagen und reife DC (CD83+) in Dezidua und Endometrium in vergleichbarer Anzahl fanden, waren DC-SIGN (CD209)-positive DC nur in Dezidua (5–8% der dezidualen Zellen lt. FACS-Analyse), aber nicht im Endometrium nachweisbar. Diese Zellen zeigten bei der Charakterisierung in vitro den Phänotyp unreifer DC (HLA-DR+ / CD14+ / CD83- / CD25-) mit beachtlicher Proliferationsrate (9,2% Ki-67+) und hoher Aufnahmekapazität für Antigene. Durch dreitägige Kultur mit inflammatorischen Zytokinen (IL-1β, TNF-α, IL-6 und PGE2) konnten diese Zellen zu reifen DC mit ausgeprägter Stimulationsfähigkeit für naive T-Zellen gezüchtet werden.
Zusammenfassung: Erstmals gelang der Nachweis einer unreifen Population dendritischer Zellen in der Dezidua mit DC-SIGN-Expression, hoher Proliferationsrate und ungewöhnlich engem Kontakt zu CD56+/CD16-/ICAM-3+ natürlichen Killerzellen in situ. Diesen schwangerschaftsspezifischen antigenpräsentierenden Zellen könnte eine zentrale Rolle bei der Vermittlung der Immuntoleranz in der Schwangerschaft zukommen.